Er sorgt für Diskussionen, wie kein anderes Tier: der Wolf. Wo Isegrim auftaucht, sind Konflikte mit Bauern und Almwirten vorprogrammiert. Jetzt bringt eine neue Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) Hoffnung: Sie zeigt erstmals, wo in Österreich Platz für den Wolf ist – und wo Zusammenleben möglich bleibt.
Seit Beginn der 2000er Jahre breitet sich der einst fast ausgerottete Jäger in Europa wieder aus. Rund 21.500 Tiere leben mittlerweile auf dem Kontinent – mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent.
Doch wo für die einen die Rückkehr des Wolfes ein Triumph für den Naturschutz ist, sehen andere wachsende Probleme für Landwirtschaft und Sicherheit ...
Es gibt Platz – aber nicht überall
Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums (BMLUK) hat die BOKU erstmals wissenschaftlich fundiert erhoben, wo der Wolf in Österreich rein ökologisch geeignete Lebensräume findet – und wo diese Gebiete gleichzeitig vom Menschen und Nutztieren genutzt werden, also Konflikte entstehen können.
Karte des potenziellen Lebensraums
Mithilfe moderner statistischer Methoden entstand eine Karte des potenziellen Lebensraums: Vor allem Wälder und dünn besiedelte Gebiete sind für Wölfe attraktiv. Eine zweite Karte zeigt hingegen, wo es brenzlig wird – etwa in Almregionen, wo Nutztiere besonders gefährdet sind. Die Kombination beider Karten ergibt ein sogenanntes „Kombinationsmodell“ (siehe Grafik).
Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig betont die Bedeutung des wissenschaftlichen Ansatzes: „Das Großraubtier Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht. Angesichts zunehmender Konflikte mit dem Menschen gilt es nun, die Balance in der Natur- und Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass der Wolf seine natürliche Scheu vor dem Menschen nicht verliert.“
Dort, wo der Wolf für Konflikte sorgt, benötigen wir auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse praktikable Lösungen und Dialog statt Polarisierung. Am Ende braucht es ein aktives Management.

Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig
Bild: APA/GEORG HOCHMUTH
Für ihn sei die vorliegende Studie ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem funktionierenden und wissenschaftlich gut abgesicherten Wolfsmanagement in Österreich. Auch Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler fordert Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg: „Das Konfliktpotenzial im dicht besiedelten Raum ist langfristig zu groß. Es gibt in Europa jedoch durchaus Regionen, in denen sich Wölfe ausbreiten können. Im Grunde braucht es daher eine europaweite wildökologische Raumplanung, die auch den Lebensraum des Wolfes berücksichtigt.“
Auch auf europäischer Ebene tut sich etwas: Durch Änderungen der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie wurde der Schutzstatus des Wolfes herabgesetzt. Damit wird es möglich, ein nachhaltiges Wolfsmanagement auch praktisch umzusetzen. Österreich muss nun seine Naturschutz- und Jagdgesetze anpassen und ein nationales Wolfmonitoring einführen.
Klare Regeln auf Almen und Co.
Die Studie zeigt also: Österreich bietet dem Wolf Raum – aber dieser Raum ist begrenzt. Dort, wo Almen, Landwirtschaft und Tourismus aufeinandertreffen, braucht es klare Regeln. Doch gerade in dünn besiedelten Regionen und ausgedehnten Waldgebieten könnte ein friedliches Nebeneinander möglich sein.

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