Todesstrafe

Über 20.000 Menschen warten auf Hinrichtung

Ausland
20.04.2006 10:52
Weltweit warten derzeit mehr als 20.000 Menschen in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung. Dies geht aus dem Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) zur Todesstrafe hervor, der am Donnerstag in London veröffentlicht wird. Die meisten Todesurteile wurden im vergangenen Jahr in der Volksrepublik China vollstreckt, gefolgt vom Iran, von Saudiarabien und den USA. Derweil warf eine Organisation von britischen Wissenschaftlern China vor, Organe von Hinrichtungsopfern ins Ausland zu verkaufen.

Insgesamt ging die Zahl der Hinrichtungen allerdings deutlich zurück. ai ermittelte, dass im vergangenen Jahr 2.148 Todesurteile in 22 Ländern vollstreckt wurden. Ein Jahr zuvor waren es noch 3.797 Hinrichtungen in 25 Ländern gewesen. Mit Abstand die meisten Exekutionen gab es in China, wo mindestens 1.770 Menschen hingerichtet wurden. Amnesty stützt sich dabei auf offizielle Angaben der Behörden. Allerdings gibt es auch Schätzungen, wonach in China jedes Jahr zwischen 8.000 und 10.000 Todesurteile vollstreckt werden.

China verhängt für 68 Delikte die Todesstrafe, darunter auch für Steuerhinterziehung, Unterschlagung oder Drogenvergehen. Darüber hinaus warf die britische Gesellschaft für Transplantation (BTS) den chinesischen Behörden vor, Handel mit den Organen von Hinrichtungsopfern zu treiben. Der Transplantations-Mediziner Stephen Wigmore sprach im Sender BBC von Beweisen für "Tausende" solcher Fälle. Erst vergangene Woche hatte Peking solche Vorwürfe zurückgewiesen.

Todestrafe für "Abfall vom Glauben"
Im Iran starben mindestens 94 Menschen auf staatliche Anordnung. Hier werden neben Mord noch die Delikte Verrat, Spionage, bewaffneter Überfall, Drogenhandel, Ehebruch, Homosexualität, Vergewaltigung, Prostitution und Abfall vom Glauben mit der Todesstrafe geahndet. Erst am Mittwoch waren in einem iranischen Gefängnis zehn verurteilte Mörder am Galgen hingerichtet worden.

Saudiarabien richtete mindestens 86 Menschen hin. In den USA wurden 60 Menschen exekutiert. Zu den weiteren Ländern, die Todesurteile vollstreckten, gehörten Pakistan (30), Jemen (24), Vietnam (21) und Jordanien (elf).

73 Länder halten an Todesstrafe fest
Zugleich stellte ai einen "Trend zur Abschaffung der Todesstrafe" fest. Im vergangenen Jahr beschlossen Mexiko und Liberia, künftig auf Hinrichtungen zu verzichten. Damit hat sich die Zahl der Staaten, die die Todesstrafe noch anwenden, in den vergangenen 20 Jahren halbiert. Insgesamt halten noch 73 Länder an der Todesstrafe fest. 123 haben sie im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft.

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