Griechen am Abgrund

Zwischen Einigung und Pleite – mögliche Szenarien

Wirtschaft
20.06.2015 08:00
Das Schicksal Griechenlands steht auf Messers Schneide. Einigt sich Athen in letzter Minute mit seinen Geldgebern? Oder fliegt das Land aus dem Euro? Im Folgenden werden mögliche Szenarien angeführt.
  • Einigung: Was von der Krisendiplomatie auf höchster Ebene nach außen dringt, macht immer weniger Hoffnung. Die Wahrscheinlichkeit, dass vor Auslaufen des aktuellen und bereits verlängerten Hilfsprogramms Ende Juni noch eine Lösung gefunden wird, schätzen Experten auf 35 Prozent.
  • Fauler Kompromiss: Pokern Premier Alexis Tsipras und sein betont salopp auftretender Finanzminister Yanis Varoufakis nur, weil sie sich sicher fühlen, dass keiner der Partner letztlich den Geldhahn zudrehen wird und Griechenland in die Pleite taumeln lässt? "Ein fauler Kompromiss mit Griechenland ist wahrscheinlicher als ein Grexit", schätzen Experten die Stimmung in der EU ein.
  • Staatspleite: Die Euro-Bank hält die Banken in Griechenland nur noch über Notkredite am Leben. Gelingt kein neues Hilfsprogramm, fällt Griechenland in die Staatspleite.
  • "Grexit": Würde Griechenland statt des "harten" Euro wieder eine "weiche" Währung einführen, könnte die heimische Wirtschaft dann ihre Produkte im Ausland viel günstiger anbieten. Denkbar wäre zudem, dass der Staat Gehälter und Renten in Schuldscheinen auszahlt. Die Wahrscheinlichkeit für einen "Grexit" ist nach letzten Einschätzungen von politischen Beobachtern auf 50 Prozent gestiegen.
  • Folgen nach dem "Grexit": Verlässlich abschätzen kann das niemand. Fachleute warnen jedoch: Hauptverlierer wäre die griechische Bevölkerung. Die neue Währung würde im Vergleich zu anderen Währungen massiv an Wert verlieren. Das hieße, dass alle Importe sich erheblich verteuern, zum Beispiel Energie und Medikamente. Viele griechische Unternehmen müssten wegen eines Anstiegs ihrer in "echten" Euro verrechneten Auslandsverschuldung schließen.

"Ansteckungsgefahr" durch den "Grexit"
Mindestens kurzfristig dürfte die Pleite Griechenlands für Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten sorgen. Neben den Aktien dürfte auch der Euro einbrechen. Andere Krisenstaaten der Euro-Zone könnten "angesteckt" werden. Es lässt sich allerdings nicht im Voraus berechnen, wie lange dieses Schock-Beben in Europa anhalten würde. Der "Grexit" könnte eine Spirale nach unten in Europa auslösen. Der europäische Bankensektor dürfte heute allerdings stabiler sein als bei den Turbulenzen 2011. Die Banken halten nur noch 33 Milliarden griechische Schulden. Dieses Geld wäre wohl weg.

Vertrauensverlust in den Euro
Viel kritischer wären die politischen Folgen eines "Grexit". Durch den Vertrauensverlust gegenüber dem Euro würde bei jeder wirtschaftlichen Schwierigkeit in einem Euro-Land die Diskussion über einen Austritt aus dem Euro einsetzen. Auch die Finanzspekulation würde sich sofort auf mögliche Opfer stürzen. Die besonderen sozialen Härten für Griechenland selbst könnten im ersten Jahr nach dem "Grexit" durch ein spezielles humanitäres Hilfsprogramm abgefedert werden.

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