Vergewaltigungen

Karate-Einheit soll Frauen in Indien schützen

Ausland
21.02.2015 12:59
Im Kampf gegen die sexuelle Gewalt an Frauen in Indien soll nun eine Spezialeinheit der Polizei für die Sicherheit der Frauen in der Hauptstadt Neu-Delhi sorgen. Derzeit werden Dutzende Polizistinnen im Kampfsport Karate ausgebildet. Sie sollen künftig in Zivil auf Busbahnhöfen, in U-Bahnstationen und vor Unis im Einsatz sein.

Draußen wird es gerade erst hell in Neu-Delhi, doch in der Polizeiturnhalle wird bereits geschwitzt. Auf Kommando ihres Trainers boxen und treten 40 junge Frauen in Karateanzügen auf ihre imaginären Gegner ein. Trainer Vishal Jaiswal ist zuversichtlich, dass seine Schützlinge die Stadt sicherer für Frauen machen werden. "Ich fühle eine große Verantwortung bei der Ausbildung dieser Polizistinnen", sagt er. "Und es ist meine Mission, sie wie die 'Drei Engel für Charlie' zu machen: furchtlos und furchterregend."

Bharti Wadhwa, die Chefin der Spezialeinheit, meint am Ende der zweistündigen Trainingssession: "Wir werden keinerlei schlechtes Benehmen tolerieren. Manchmal fängt es mit ein paar Pfiffen an, dann wird es zu Stalking und am Ende wird die Frau vergewaltigt. Wir werden derlei Verhalten im Keim ersticken."

Neu-Delhi gilt als "Hauptstadt der Vergewaltigung"
Die tödliche Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem fahrenden Bus Ende 2012 hatte im ganzen Land für Entsetzen gesorgt. Tausende protestierten daraufhin gegen die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen. Seither wurden Gesetze geändert und die Polizei reformiert. Am Ruf Neu-Delhis als "Hauptstadt der Vergewaltigung" hat dies nichts geändert. Vergangenes Jahr wurden 2.069 Vergewaltigungen angezeigt, das waren über 30 Prozent mehr als 2013. Experten führen diese Zunahme auch darauf zurück, dass sich inzwischen mehr Opfer trauten, die Taten anzuzeigen.

Die Polizei versucht mit einer Reihe von Maßnahmen, der Gewalt gegen Frauen Herr zu werden. Für die in Karate ausgebildete reine Fraueneinheit setzte sich der Polizeichef der Stadt, Bhim Sain Bassi, genannt Charlie Papa, persönlich ein. Seit seinem Amtsantritt 2013 hat er die Sicherheit der Frauen in Neu-Delhi zur Priorität erkoren. "Junge Mädchen und Frauen müssen fühlen, dass diese Schutzengel sich um sie kümmern", sagt der stellvertretende Polizeibeauftragte Varsha Sharma über die neue Einheit.

Frauenrechtlerinnen kritisieren zu kleine Schutztruppe
Frauenrechtlerinnen begrüßen die Initiative, halten 40 Polizistinnen jedoch für eine 16-Millionen-Stadt für viel zu wenig. "Das Training muss ausgeweitet werden, damit mehr Polizistinnen verpflichtet werden können", fordert Mriganka Dadwal von der Organisation SLAP. "Die Botschaft an die Sextäter sollte laut und klar sein: dass sie überall beobachtet werden."

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