Zwist nach UN-Kritik

Sonderschulen: Abschaffen oder reformieren?

Österreich
08.08.2014 16:25
Das Modell der Sonderschule, in der behinderte oder verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche separat unterrichtet werden, soll reformiert werden. Aber über das Wann und Wie herrschen unterschiedliche Auffassungen. Während das Bildungsministerium diese Einrichtungen bis 2020 in Österreich zur Ausnahme werden lassen will, fordern Behindertenanwalt Erwin Buchinger und die Grünen eine komplette Abschaffung der Sonderschulen. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek will davon nichts wissen und beharrt auf die Wahlfreiheit der Eltern.

Diese könnten entscheiden, ob ihr Kind eine Sonderschule oder Integrationsklasse besucht. Entscheidend sei aber ohnehin, dass die Kinder bestmöglich gefördert werden, meinte sie am Freitag gegenüber dem Ö1-"Mittagsjournal".

"Individualisierte Angebote für alle Kinder"
Einzelne Sonderschulen müssten jedenfalls auch künftig bestehen bleiben, hieß es in einer Stellungnahme. "Es geht darum, fördernde individualisierte Angebote für alle Kinder möglichst wohnortnahe zur Verfügung zu stellen, an vielen Integrationsstandorten ist das schon möglich. Manche Unterstützungsangebote sind jedoch zurzeit nur an spezialisierten Einrichtungen verfügbar." Sie verteidigt, dass die Schaffung flächendeckender integrativer Angebote bis 2020 dauern soll: Neben den Schulen müssten auch soziale Dienste, Jugendwohlfahrt und Gesundheitswesen eingebunden werden.

Die Grünen können nur wenig mit Heinisch-Hoseks Wahlfreiheit anfangen. Im nächsten Unterrichtsausschuss im Parlament am 7. Oktober werden sie einen Antrag auf Abschaffung der Sonderschule einbringen, kündigte Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung an. "Österreich verschläft die internationale Entwicklung und gerät in Sachen inklusiver Pädagogik immer weiter ins Hintertreffen", begründete er seine Forderung nach "raschen, aber überlegten Schritten".

Sonderschulen von UNO als menschenrechtswidrig eingestuft
Sonderschulen seien bereits 2008 vom Monitoringausschuss zur Umsetzung der UNO-Menschenrechtskonvention als menschenrechtswidrig kritisiert worden. Ziel müsse stattdessen eine inklusiv geführte Gemeinsame Schule aller Kinder bis 14 sein, die individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehe. Dazu brauche es allerdings entsprechende Rahmenbedingungen und mehr Personal, so Walser. Die derzeitigen Sonderschulen sollen nach Walsers Wunsch zu Kompetenzzentren umgebaut werden, die unter anderem den Schulen bei der inklusiven Gestaltung des Unterrichts helfen, Weiterbildung anbieten, Schulplätze im Bezirk koordinieren und Eltern beraten.

Ebenfalls nicht schnell genug gehen kann es Marianne Schulze, der Vorsitzenden des Monitoring-Ausschusses zur Einhaltung der UN-Menschenrechtskonvention, in der auch der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Beeinträchtigung vorgesehen ist. "Mit dem entsprechenden politischen Willen sehe ich nicht, warum das nicht im September 2015 möglich wäre", sagte sie im ORF-Radio.

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