Experten im Übermaß

Hypo: Eine Viertelmilliarde allein für Berater

Österreich
21.02.2014 11:55
Erst am Donnerstag hatte die "Krone" aufgedeckt, dass Finanzminister Michael Spindelegger neue Experten unter Vertrag nehmen wird, um einen Ausweg aus dem Hypo-Desaster zu finden. Um die dadurch entstehenden Kosten wurde vorerst der Mantel des Schweigens gehüllt - doch wirft man einen Blick zurück auf entsprechende Ausgaben der letzten Jahre, die seit der Verstaatlichung der Bank entstanden sind, zeigt sich, dass bereits 240 Millionen Euro für Berater ausgegeben wurden.

Wie das Wirtschaftsmagazin "Format" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, sind von den 3,6 Milliarden Euro, die die Steuerzahler bisher in die marode Bank pumpen mussten, 240 Millionen für Anwälte, Gutachten, Berater, Gerichtskosten und Restrukturierungen ausgegeben worden.

Tausend Experten?
Besonders unverständlich ist dabei, dass nicht nur ein, zwei oder vielleicht drei Experten zu Rate gezogen wurden, sondern eine ganze Masse an Gutachtern - tausend, schätzt "Format" -, die teilweise mehrfach dieselben Expertisen erstellten. So soll bereits im Jahr 2010 ein komplett ausgearbeitetes Bad-Bank-Modell vorgelegt worden sein, das dann in den Folgejahren auch von etlichen anderen Gutachtern neuerlich erstellt und selbstverständlich auch in Rechnung gestellt wurde.

Bezeichnend ist auch, dass manche Gutachten offenbar vom selben Gutachter auch noch einmal überprüft wurden. So heißt es etwa im "Format", dass der bekannte Grazer Wirtschaftsprüfer Fritz Kleiner gebeten wurde, seinen eigenen Bericht zu überprüfen...

Neuland, kein Vertrauen und Entscheidungsunfähigkeit
Geachtet wurde bei der Auswahl der Experten offenbar auch darauf, dass sich "Rote" und "Schwarze" die Waage halten. Für Notenbank-Chef Ewald Nowotny ist das Vorgehen der Bank und das jetzige Ergebnis nicht zufriedenstellend: "Es wurden externe Berater herangezogen, die bei allem Respekt, nicht in der ersten Liga spazieren", erklärte er in einem "profil"-Interview.

Im Allgemeinen nimmt man derzeit an, dass die Vielzahl an Gutachtern und die damit verbundenen enormen Kosten vor allem auf drei Punkte zurückzuführen sind: Zum einem sei in einigen Bereichen juristisches Neuland betreten worden, daher diese "Übervorsicht". Zum anderen war das gegenseitige Vertrauen in der Bank schon gering. Und drittens, heißt es im "Format", "dienen die vielen Gutachten der Abdeckung der Entscheidungsunfähigkeit der Verantwortlichen".

Riesiger Beraterstab wird weiter aufgestockt
Derzeit arbeiten übrigens rund 50 Kanzleien und Berater für die Hypo. Der Sprecher des Geldinstitutes meinte dazu nur, dass die Bank immerhin in zwölf Ländern aktiv sei.

Und wie die "Krone" am Donnerstag erfuhr (siehe Infobox), werden nun auch noch auf Finanz- und Rechtsfragen spezialisierte Unternehmensberater aus London, Frankfurt oder New York unter Vertrag genommen. Die Experten werden zusätzlich zu der bereits vor Längerem eingesetzten Hypo-Aufräumtruppe (Taskforce) unter Ex-Notenbankchef Klaus Liebscher noch im Februar ihre Arbeit aufnehmen.

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