Berlinale-Hit

Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen als Leibarzt der Königin

Kino
02.05.2012 12:29
In "Die Königin und der Leibarzt" (Kinostart: 4. Mai) scheitert Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen als Weltverbesserer am dänischen Hofe, gewinnt aber das Herz der in einem rigiden Ehekorsett gefangenen Regentin. Zweifach preisgekrönt bei der diesjährigen Berlinale, war dieser Kostümfilm der Publikumshit.

Monarchien haben ihre festgemauerten ehernen Gesetze, die sich gegen die Trivialisierung moderner Strömungen mit stoischer Härte stemmen. Aufrührerische Persönlichkeit und Opportunismus sind der Feind dieses soliden Gefüges. Doch mehr noch sind es gefährliche Liebschaften, denn das ganze Land, ja die Welt sieht zu...

Mit "Die Königin und der Leibarzt" schuf Regisseur Nikolaj Arcel in Zusammenarbeit mit Lars von Trier ein aufwendiges Sittenbild eines der wichtigsten Abschnitte der dänischen Geschichte des 18. Jahrhunderts. Im Fokus steht das pikante Macht- und Liebesdreieck zwischen der blutjungen dänischen Königin Caroline Mathilde, ihrem von Geisteskrankheit befallenen Gatten, König Christian VII., und dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann F. Struensee. Eine historische Verquickung von Regentschaft, Politik und Gefühl, die schon mehrfach in Buchform ihren Niederschlag fand, zuletzt in "Der Besuch des Leibarztes" von Per Olov Enqvist, der in Europa die Bestellerlisten erklomm.

"Casino Royale"-Bösewicht sehr wandelbar
Bemerkenswert die Besetzung des nun in unsere Kinos kommenden Films, zeigt sich doch der dänische Bond-Gegenspieler und "Casino Royale"-Bösewicht Mads Mikkelsen einmal mehr von seiner extrem wandelbaren Seite. Alicia Vikander, "Shooting Star" der Berlinale 2011 und noch in diesem Jahr in "Anna Karenina" an der Seite von Jude Law und Keira Knightley zu sehen, überzeugt als Regentin. Dass Historienverfilmungen nicht verstaubt wirken müssen, beweist diese Produktion.

Um die Machtverhältnisse zwischen dem Königreich Dänemark und England zu sichern und stärken, waren Hochzeiten zwischen Vertretern beider Königshäuser an der Tagesordnung. Schon im Alter von 13 1/2 Jahren wurde Caroline Mathilde (1751-1775) mit ihrem Cousin 1. Grades, Christian VII., dem späteren dänisch-norwegischen König verlobt. 14 Monate nach der Heirat - zu diesem Zeitpunkt war die Braut gerade 15 Jahre alt - brachte sie den erhofften Thronfolger Friedrich zur Welt.

Kurz nach der Niederkunft unternahm der König eine Europareise, die ihn auch nach Altona führte, damals Teil des dänischen Königreiches. Von dort nahm er den Arzt und Pastorensohn Johann Friedrich Struensee mit, der fortan als Hofmedikus und politischer Berater dem psychisch labilen und depressiven Regenten zur Seite stand, ja gar die Staatsgeschäfte übernahm und als geheimer Kabinettsmeister fungierte.

Doch der in den Grafenstand erhobene Struensee wusste auch die Zuneigung der vereinsamten Königin zu gewinnen. 1771 kam Prinzessin Luise Augusta zur Welt, von der angenommen wird, dass sie das gemeinsame Kind dieser Amour fou gegen jede Etikette war. Aufklärerisches Reformationsbestreben gegen den dänischen Absolutismus alter Prägung, Dekrete zur Entmachtung des Adels und die durch eine Intrige öffentlich gemachte "Royale Affäre" bringen den Leibarzt an den Pranger. Im April 1772 wird er wegen Hochverrats hingerichtet.

Mikkelsen: "Frauen mögen mutige Männer"
Der dänische Star Mads Mikkelsen - bei uns wusste er sein Publikum durch seine mit Bedacht gewählten Rollen in Filmen wie "Wilbur Wants to Kill Himself", "Open Hearts", "Casino Royale", "Coco & Igor" oder "Die Tür" zu begeistern - kann sich durchaus für "Geschichtsstunden im Kino" erwärmen. Mads Mikkelsen: "Historische Figuren, die man bewundert, zu spielen, ist eine echte Herausforderung. Der Arzt Struensee bewies politischen Weitblick und Mut in Sachen Liebe. Und Frauen mögen mutige Männer, damals wie heute."

Und weiter: "Johann Friedrich Struensee war ja ursprünglich Armenarzt. Er befasste sich mit dem Elend benachteiligter Menschen und mit gesellschaftlichen Missständen und setze die Pockenimpfung durch. Ich bewundere das Engagement der Mediziner 'Ärzte ohne Grenzen'. Auch sie sind in gewisser Weise Aufklärer."

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