In Referendum

Schweizer lehnen mehr Mindesturlaub klar ab

Ausland
11.03.2012 15:33
Die Schweizer haben sich am Sonntag bei einer Volksabstimmung mit deutlicher Mehrheit gegen eine Verlängerung des gesetzlichen Mindesturlaubs von vier auf sechs Wochen entschieden. Laut einer Hochrechnung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens stimmten 67 Prozent gegen die Initiative des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse. Nur 33 Prozent votierten demnach für die sogenannte Ferieninitiative.

Vor dem Urnengang hatten Arbeitgeber und Regierung zur Ablehnung der Forderung der Gewerkschaften aufgerufen. Sie warnten, dass eine Verlängerung des Mindesturlaubs Milliarden kosten würde und zur Verlagerung von Arbeitsplätzen in Euro-Länder wie Deutschland führen könnte, wo die Lohnkosten deutlich niedriger seien. Die Gewerkschaften hingegen hatten argumentiert, Arbeitnehmer bräuchten angesichts des gestiegenen Leistungsdrucks mehr Zeit für Erholung.

Nach der nunmehrigen Niederlage sagte Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerkschaftsverbandes, die Abstimmenden hätten wohl "Realitätssinn" gezeigt. "Die Arbeitnehmer wollen flexibel sein bei der Einteilung ihrer Ferien." Lösungen seien in den Gesamtarbeitsverträgen zu erarbeiten, nicht in überflüssigen Gesetzen, meinte Bigler. Das deutliche Ergebnis zeige zudem, dass "die Schweiz im Vergleich mit Ländern wie Deutschland, Belgien und Frankreich kein Feriendefizit hat".

Thema nun "für einige Zeit vom Tisch"
Der Schweizer Arbeitgeberverband reagierte erfreut auf das deutliche Nein zur "Ferieninitiative". Die Stimmbürger hätten erkannt, dass "etwas, das anfangs angenehm tönt, bei näherem Nachdenken doch verschiedene Nachteile bringt", sagte Vorsitzender Thomas Daum. Er interpretiert das Ja als "Bekenntnis zu sozialpartnerschaftlichen Lösungen", die oft "deutlich über die gesetzlichen Anforderung gehen". Daum erwartet nun, dass das Thema nun "für einige Zeit vom Tisch" sei, doch werde man sich immer wieder Vorstößen zu Arbeitszeit- und Ferienfragen stellen müssen.

Laut dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hätten die Schweizer Stimmbürger erkannt, dass sechs Wochen Ferien für die kleinen und mittelgroßen Unternehmen eine "zu große Belastung" wären. Am Schluss sei eine "erdrückende Mehrheit" gegen die Initiative zustande gekommen, sagte Ursula Fraefel, Direktionsmitglied des Verbandes. In den vergangenen Wochen seien die Gegner der Initiative viel präsenter als die Befürworter gewesen - "und nicht zuletzt waren auch die Medien auf unserer Seite". Mit dem unter Druck gekommenen Exportmarkt wäre die Lage für die Klein- und Mittelbetriebe bei einer Einführung von sechs Wochen Urlaub noch schlechter geworden.

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