Konservative Ängste

Obama und Kermit der Frosch als Klassenkämpfer?

Ausland
07.12.2011 11:01
In den USA geht das Gespenst vom Klassenkampf um: Während Präsident Barack Obama den Kampf der Mittelklasse gegen den sozialen Abstieg als die "entscheidende Frage unserer Zeit" bezeichnete, sorgt nun auch ein beliebter "grüner" Prominenter für Aufregung. Kermit der Frosch sei in Wirklichkeit ein Roter und betreibe im neuen Muppets-Film "linke Gehirnwäsche" an Kindern, ist ein Moderator des konservativen TV-Senders Fox überzeugt.

Ist Kermit, der grüne Frosch, in Wirklichkeit ein Roter? Diese Frage warf der Fox-Moderator Eric Bolling in seiner Sendung "Follow the Money" auf. Im jüngsten Film der beliebten Muppets, der am 19. Jänner in den österreichischen Kinos anläuft, kämpft die nicht ganz normale Truppe um Kermit und Schweine-Dame Piggy gegen den Ölbaron Tex Richman, der unter ihrem Theater nach Öl bohren will.

Dass das linke Hollywood einen erfolgreichen Unternehmer als "böse" beschimpfe, sei nicht neu, sagte Bolling in seiner Sendung. "Was ist da los? Nutzt das linke Hollywood den Klassenkampf, um die Gehirne unserer Kinder zu waschen?", fragte der Moderator. Sein Gast, der ebenfalls höchst konservative Publizist Dan Gainor, beantwortete die Frage wie gewünscht: "Sie tun es seit Jahrzehnten. Hollywood hasst die Ölindustrie, Hollywood hasst die amerikanischen Unternehmer." Deshalb gebe es auch so viele Anhänger bei der Occupy-Bewegung: "Sie wurden alle über Jahrzehnte indoktriniert", ist Gainor überzeugt.

Obama will für Mittelschicht kämpfen
Auch Präsident Obama vollzog zuletzt die Annäherung an die landesweite Protest-Bewegung. Er prangerte bei einer Rede am Dienstag die wachsende soziale Kluft im Land an  und kündigte einen Kampf für mehr Fairness für die amerikanische Mittelschicht an. Seit Wochen versucht Obama vergeblich, die Republikaner im US-Kongress zu einer Verlängerung von zum Jahresende auslaufenden Steuervergünstigungen für die Mittelschicht zu bewegen.

"Die ganz oben an der Spitze sind durch ihre Einkommen und Investitionen reicher geworden als jemals zuvor, alle anderen aber müssen mit Kosten kämpfen, die wachsen, und Löhnen, die das nicht tun", sagte Obama bei seinem Auftritt in der Kleinstadt Osawatomie im US-Bundesstaat Kansas. Diese zunehmende Ungleichheit strafe das Versprechen des amerikanischen Traums Lügen, dass es jeder schaffen könne, wenn er nur wolle, so der US-Präsident.

Vom "Wandel" zur "Fairness"
Der Ort für die Rede war nicht zufällig gewählt. In Osawatomie hatte schon Ex-Präsident Theodore Roosevelt 1910 seine berühmte Rede über den "Neuen Nationalismus" gehalten, in der er sich für größere soziale Gerechtigkeit einsetzte. Bei den Wahlen 2008 gelang es Obama noch, mit dem Schlagwort "Wandel" bei den Amerikanern Hoffnung zu wecken. Davon ist jedoch nichts mehr übrig: Die USA sind tief verschuldet und die Wirtschaft stagniert - der Pragmatismus hielt Einzug ins Weiße Haus. Der Präsident hofft jetzt, mit Fairness statt Hoffnung bei den Wählern zu punkten.

Obama habe "genau das richtige Thema getroffen", zitiert das renommierte Polit-Magazin "Politico" die Historikerin Doris Kearns: "Fairness" sei zu Roosevelts Zeiten genauso relevant gewesen wie in der Gegenwart. Und nicht nur das Thema war gut gewählt, sondern auch die Sprache des Präsidenten. Obama habe sich bei seiner jüngsten Rede jener "populistischen Sprache" bedient, die sich durch die Occupy-Bewegung verbreitet habe, schreibt etwa die "New York Times". Damit vollzog der Demokrat die Annäherung an die Protest-Bewegung, die für viele Beobachter unvermeidlich war. Die Konservativen sehen sich nun in ihren Ängsten vor einem Klassenkampf bestätigt.

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