Nazi-Parolen-Urteil

Designer Galliano: Symbolischer Euro Schadenersatz

Adabei
08.09.2011 15:16
Der britische Modeschöpfer John Galliano ist wegen rassistischer Pöbeleien zu 6.000 Euro Geldstrafe auf Bewährung verurteilt worden und zahlt an seine Opfer nur einen symbolischen Schadenersatz in Höhe von einem Euro. Ein Pariser Strafgericht sah es am Donnerstag als erwiesen an, dass Galliano Besucher einer Bar mit Beleidigungen gegen Juden und Asiaten beschimpfte. Das französische Luxus-Modehaus Dior hatte ihn wegen der Vorwürfe bereits im März entlassen. Der 50-Jährige war dort mehr als 14 Jahre lang Chefdesigner gewesen.

Bei der Gerichtsverhandlung im Juni hatte Galliano ausgesagt, sich an die Pöbeleien nicht erinnern zu können und auf schweren Alkohol-und Medikamentenmissbrauch verwiesen. Die Arbeit für das französische Luxuslabel Dior und die eigene Marke sei ihm über den Kopf gewachsen, sagte der Designer. Bei der Urteilsverkündung am Donnerstag ließ sich Galliano von seinem Anwalt vertreten. Er wolle die Konfrontation mit der Presse vermeiden, richtete der Designer dem Gericht aus.

Die Geldstrafe wird nur fällig, wenn Galliano erneut straffällig wird. Gallianos Anwalt äußerte sich positiv zu dem Urteil: "Er wird keine Strafe gezahlt werden müssen. Das ist ein starkes Zeichen des Gerichts", sagte Aurelien Hamelle. Man habe anerkannt, dass sein Mandant sich entschuldigt habe und Suchttherapien absolviert habe. "Er hofft jetzt, alles hinter sich lassen zu können."

Symbolischer Schadenersatz
Die Opfer der Galliano-Beleidigungen müssen sich mit einer symbolischen Schadensersatzsumme in Höhe von je einem Euro begnügen. Den gleichen Betrag bekommen Anti-Rassismus-Organisationen, die in dem Verfahren als Nebenkläger auftraten.

Hintergrund des Prozesses waren Anzeigen von Besuchern einer Brasserie. An zwei Abenden im vergangenen Herbst und Winter soll Galliano sie wüst beschimpft haben. Ein anonym aufgenommenes Video hatte die Affäre weiter angeheizt. In ihm lallt Galliano die Worte: "I love Hitler" und beschimpft die Gäste. "Leute wie Sie sollten tot sein. Ihre Mütter, Vorfahren - sollten alle verdammt vergast sein." Ein unbekannter Gast stellt ihm daraufhin die Frage, woher er komme. "Aus Ihrem Arsch", lautete die Antwort Gallianos.

Kein rassistischer Vordenker
Für diese Äußerungen und auch für mögliche andere Beleidigungen hatte Galliano zum Schluss der Verhandlung vor den Sommerferien um Verzeihung gebeten. "Ich verurteile Rassismus und Antisemitismus. Sie haben keinen Platz in unserer Gesellschaft", sagte er. Der Mann in dem Video sei nicht er, sondern ein Schatten, "jemand der Hilfe braucht". Wegen seiner Suchtprobleme habe er bereits zwei Therapien gemacht.

Die Anklagevertretung hatte dennoch eine Geldstrafe in Höhe von mindestens 10.000 Euro gefordert. Auch wenn Galliano ihrer Ansicht nach kein rassistischer oder antisemitischer Vordenker sei, gehe kein Weg an einer Verurteilung vorbei, sagte Staatsanwältin Anne de Fontette in ihrem Plädoyer. Gerade der alltägliche Rassismus und Antisemitismus, wie er sich auf Parkplätzen oder in Supermärkten bemerkbar mache, sei entsetzlich. Theoretisch hätte Galliano sogar ins Gefängnis kommen können. Auf rassistische Beleidigungen in der Öffentlichkeit stehen in Frankreich bis zu sechs Monate Haft und 22.500 Euro Geldstrafe.

Ob der Brite in der Modebranche eine zweite Chance bekommt, ist völlig offen. Bis zur Urteilsverkündung hatte keines der großen Labels öffentlich Interesse signalisiert. Supermodel Kate Moss ließ sich von Galliano jedoch das Kleid für ihre Hochzeit Anfang Juli schneidern. Das Modehaus Dior hat bisher keinen Nachfolger präsentiert.

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(Bild: kmm)



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