Wegen Sicherheiten

Polit-Streit treibt Griechen-Bonds auf neues Rekordhoch

Ausland
25.08.2011 17:31
Das politische Gezerre um ein weiteres Hilfspaket für Griechenland verschärft die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten weiter. Die Anleihen des hoch verschuldeten Landes erreichten am Donnerstag ein neues Rekordhoch. Zweijährige griechische Papiere warfen mit bis zu 46,931 Prozent so viel ab wie noch nie seit Einführung des Euro. Grund ist vor allem die Sorge, dass Forderungen nach Sicherheiten das Rettungspaket für Griechenland untergraben könnten.

Zehnjährige Griechen-Anleihen rentierten am Donnerstag mit zeitweise 18,1 Prozent nur knapp unter ihrem Mitte Juli erreichten Rekordhoch. Der Abstand zu zehnjährigen Staatsanleihen aus Deutschland betrug damit mehr als 16 Prozentpunkte. Auch die Versicherungen gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen (Credit Default Swaps) legten erneut zu. Um eine Summe von zehn Millionen Euro abzusichern, mussten nach Angaben des Datenanbieters Markit 2,3 Millionen Euro gezahlt werden - 162.000 Euro mehr als am Mittwoch.

Die extrem hohe Rendite der griechischen Staatspapiere bringt die große Skepsis der Anleger zum Ausdruck, dass die Anleihen selbst mit verlängerten Laufzeiten noch zum Nennwert getilgt werden können. Anleger fürchten nach Aussage von Händlern, dass der Streit um die Griechenland-Sicherheiten das Rettungspaket für das Mittelmeerland wieder infrage stellen könnte. Die Skepsis der Anleger machte sich auch am Aktienmarkt bemerkbar. Der griechische Leitindex fiel um 2,7 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit nahezu 15 Jahren. Der dortige Bankenindex fiel um 3,4 Prozent.

Finnische Sondervereinbarung abgelehnt
Eine bilaterale Verabredung Finnlands mit Griechenland, nach der die Südeuropäer den finnischen Beitrag zum neuen Hilfspaket mit Barmitteln unterlegen sollten, war zuvor gescheitert. Die Partner im Euro-Raum hatten die notwendige einstimmige Unterstützung versagt. Österreich, die Niederlande und die Slowakei hatten Gleichbehandlung mit Finnland gefordert. Nach dem Scheitern seien nun Sachwerte als Pfand im Gespräch, berichtete das "Handelsblatt" am Donnerstag. Aus dem Kreis der Beteiligten wurde das aber bestritten.

"Man wird jetzt innerhalb der Euro-Gruppe über andere Wege nachdenken müssen", hatte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch erklärt. Deutschland werde keiner Lösung zustimmen können, die ein Land bevorteile, so Seibert. In Deutschland forderten indessen erneut mehrere Parlamentarier weitgehende Mitwirkungsrechte bei künftigen Hilfen an Problemländer über den reformierten Euro-Rettungsschirm EFSF.

Debatten wie diese in Deutschland und der Streit um die Sicherheiten für die Griechenland-Hilfe hatten jüngst Sorgen aufkommen lassen, dass sich die Ratifizierung des nunmehr zweiten Hilfspakets für klamme Euro-Länder in den Parlamenten verzögern könne - und Griechenland pleitegeht, ehe der nun laut EU-Gipfelbeschluss vom 21. Juli aufgerüstete und mit mehr Kompetenzen und Durchschlagskraft ausgestattete Euro-Rettungsschirm in Kraft tritt.

Zeitplan für Parlamentsbeschlüsse nicht in Gefahr?
Den Zeitplan für die Parlamentsbeschlüsse zur weiteren Verstärkung des Euro-Rettungsschirms EFSF soll aber durch den Konflikt um die Sicherheiten nicht gefährdet sein. Die EFSF-Entscheidung, die Ende September im Deutschen Bundestag fallen soll, sei davon nicht berührt, sagte eine mit dem Thema vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. "Daher haben wir etwas mehr Zeit." Offiziell wollte sich das deutsche Finanzministerium am Donnerstag nicht zu dem Streit äußern.

Österreich warb indessen für sein Kompromissmodell, nach dem auch andere kleinere Euro-Länder abgesichert werden sollen. Finanzministerin Maria Fekter pochte auf ihren Vorschlag, unter dem Euro-Länder, deren Banken nur wenig von der Risikobegrenzung des Griechenland-Rettungspakets profitierten, ebenfalls abgesichert werden sollen. Zusätzliche Sicherheiten für das zweite Griechenland-Paket gemäß dem österreichischen Vorschlag würden eine Aufstockung des provisorischen Rettungsschirms EFSF um knapp zwei Milliarden Euro erforderlich machen, sagte Fekter.

Auch IWF befasst sich mit nächster Hilfstranche
Mit der Freigabe der nächsten Hilfstranche an Griechenland wird sich auch der Internationale Währungsfonds befassen - voraussichtlich Ende September. Eine Delegation von EU- und IWF-Vertretern in Athen werde ihre Untersuchung der Wirtschaft wohl am 5. September abgeschlossen haben, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Washington.

Den Angaben zufolge ist ein Anleihe-Tausch-Programm des Privatsektors nicht Teil der Untersuchung. Zudem habe Griechenland nicht um ein neues Hilfsprogramm gebeten. Der vorherigen Tranchenauszahlung waren wochenlange Diskussionen vorausgegangen, die an den Finanzmärkten bestehende Unsicherheiten verschärft hatten. Nach der IWF-Ankündigung fiel der Euro gegenüber dem Dollar auf ein Tagestief.

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