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Denkmal für Deserteure der Wehrmacht ist fix

Wien
20.04.2011 12:58
Die Stadt Wien wird ein Denkmal für Deserteure der NS-Wehrmacht errichten. Die Realisierung des Projekts ist laut grünem Klubobmann David Ellensohn (Bild) bereits beschlossene Sache in der rot-grünen Koalition. Das wird im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) bestätigt. Nun gehe es vor allem darum, die heikle Standortfrage zu klären, wobei eine Entscheidung noch in diesem Jahr fallen soll, sagte Ellensohn. Im Gespräch ist auch der Heldenplatz. 2013 könnte die Gedenkstätte dann bereits fertiggestellt sein, zeigte sich der grüne Klubchef optimistisch.

Der Umgang mit Deserteuren des Nazi-Regimes sei hierzulande geradezu "skandalös", beklagte der grüne Klubchef. Im Regierungsübereinkommen hat Rot-Grün bereits die Absicht bekundet, den Opfern der NS-Justiz nun ein Denkmal zu widmen. Was die Umsetzung betrifft, brauche es ausreichend Diskussion, um alle Facetten des Vorhabens genau zu beleuchten, begründete Ellensohn den eher weitgefassten Zeitrahmen.

Eng eingebunden in die Planung ist auch das Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz". Der 2008 gegründete Verein kämpft für die "umfassende gesellschaftliche und juristische Rehabilitierung" jener Menschen, die für ihren Widerstand oftmals mit dem Leben bezahlten.

Heldenplatz als favorisierter Standort im Gespräch
Als favorisierten Ort für die Gedenkstätte nannte Obmann Thomas Geldmacher den Heldenplatz. Auf diesem würden jährlich am 8. Mai Burschenschafter das Ende des Zweiten Weltkriegs "betrauern". Diese Traditionsformen müsse man aufbrechen und ins Gegenteil verkehren. Der Heldenplatz wird von der Burghauptmannschaft verwaltet, die dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist - also in Bundeskompetenz. Geldmacher räumte mögliche "Kompetenzprobleme" ein. Sollte die Stadt Wien jedoch ihren klaren Willen bekunden, werde wohl eine positive Lösung zu erreichen sein.

Auch Ellensohn hält den historisch bedeutenden Ort zwischen Hofburg und Volksgarten - hier verkündete Hitler am 15. März 1938 vor jubelnden Massen den "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich - für einen "guten Platz", wobei er sich keinesfalls festlegen wolle. Es gebe mehrere Standorte, die infrage kämen. Der Gedenkort dürfe jedenfalls nicht "irgendwo versteckt" liegen.

Was die künstlerische Gestaltung anbelangt, soll das Projekt ausgeschrieben und die endgültige Entscheidung von einer Jury gefällt werden. Laut einer Sprecherin von Mailath-Pokorny will man sich in nächster Zeit einmal anschauen, wie derartige Denkmäler in anderen europäischen Städten gestaltet wurden. Ellensohn nannte als positives Beispiel das Deserteursdenkmal in Köln, an dem man sich unter Umständen orientieren könnte. Dieses ähnelt einer Pergola, wobei das auf Metallstelzen angebrachte "Dach" aus einem Endlosschriftzug aus bunten Großbuchstaben mit dem Wortlaut "Hommage den Soldaten die sich weigerten zu schießen auf Soldaten die sich weigerten zu schießen auf Soldaten...".

"Vernetzungsgedanken" reflektieren
Nach Ostern ist ein Gespräch zwischen Kulturstadtrat und dem Personenkomitee anberaumt, um die weiteren Planungsschritte zu konkretisieren. Obmann Geldmacher appellierte, dass das Mahnmal den "Vernetzungsgedanken" im Zusammenhang mit der NS-Militärjustiz reflektieren müsse. Schließlich habe es keine zentrale Verfolgungsinstanz gegeben, sondern mehrere Institutionen seien darin involviert gewesen. An der bzw. rund um die Gedenkstätte müsse über die diversen, teils vergessenen Orte der Verbrechen informiert werden. Als Beispiel nannte Geldmacher den Militärschießplatz in Kagran, die Roßauer Kaserne als Folterort oder das Neue Institutsgebäude als Sitz eines Wehrmachtsgerichts.

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