Klimasünder Verkehr

Kyoto-Ziele sind für Österreich in weite Ferne gerückt

Österreich
05.08.2010 16:36
Im ersten Halbjahr 2010 hat Österreichs Verkehr deutlich mehr CO2 produziert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sind damit die Treibhausgas-Emissionen erstmals seit 2007 wieder gestiegen. Ein Plus von 150.000 Tonnen mache die heimischen Kyoto-Ziele zunichte, Österreich würden Strafzahlungen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro drohen, warnt der VCÖ.

Die Basisdaten kommen vom Umweltbundesamt: Demnach war der Verkehr immer schon Österreichs größtes Klimaschutzproblem. Im Jahr 2008 verursachte Österreich um insgesamt 8,5 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase als im Jahr 1990. Raumwärme, Abfallwirtschaft, Landwirtschaft und Energie erreichten im Vergleich zum Jahr 1990 Einsparungen von insgesamt 5,3 Millionen Tonnen. Der Verkehr hingegen verzeichnete eine Zunahme von 8,6 Millionen Tonnen. Selbst die Zunahme bei der Industrie - plus 5,1 Millionen Tonnen - war trotz großer Produktionszuwächse noch geringer.

VCÖ: "Klimaschutz wieder im Rückwärtsgang"
Laut aktuellen Berechnungen des Fachverbandes Mineralölwirtschaft, die in der VCÖ-Aussendung aufgelistet sind, wurden im ersten Halbjahr 2009 rund 10,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres waren es bereits 10,55 Millionen Tonnen. "Österreichs Verkehr ist beim Klimaschutz wieder im Rückwärtsgang unterwegs", kritisierte Martin Blum vom VCÖ.

Strafzahlungen in Millionenhöhe drohen
Hochgerechnet auf das gesamte Jahr 2010 sei damit zu rechnen, dass der Verkehr rund 23 Millionen Tonnen CO2 verursachen wird. Der Kyoto-Zielwert betrage aber "nur" 18,9 Millionen Tonnen. Blum: "Die Entwicklungen beim Verkehr stehen im krassen Gegensatz zu den politischen Zielsetzungen und kommen dem Steuerzahler sehr teuer. Der Verkehr macht die Einsparungen der anderen Sektoren zunichte. Zusätzlich drohen Österreich beim Verfehlen der Kyoto-Ziele hohe Strafzahlungen, was angesichts der angespannten Budgetsituation besonders schmerzt."

Verursachergerechte Besteuerung gefordert
Der VCÖ fordert daher die rasche Umsetzung eines Klimaschutzpakets im Verkehr. Zentral seien der Ausbau des Öffentlichen Verkehrsnetzes, insbesondere mehr Bahnverbindungen für Pendler, eine Radwegoffensive entlang der Freilandstraßen sowie eine verursachergerechte Besteuerung im Verkehrsbereich. Fuhrparks und öffentliche Flotten sollen schneller auf Elektro-Fahrzeuge umgestellt werden.

Flugverkehr wird für Kyoto-Ziele gar nicht mitgerechnet
Der VCÖ erinnerte daran, dass der Verkehr zudem CO2-Emissionen auf andere Sektoren auslagert. So werden Biotreibstoffe beim Verkehr mit "Null"-Emissionen gezählt, die beim Anbau verursachten Emissionen werden dem Sektor Landwirtschaft zugerechnet. Und der Flugverkehr werde bei den Kyoto-Klimazielen gar nicht mitgerechnet. Dieser verursache weitere zwei Millionen Tonnen CO2. "Seit dem Jahr 1990 haben sich die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs mehr als verdoppelt. Es ist höchste Zeit, dass die Steuerbefreiung von Flugbenzin abgeschafft wird", so Blum.

Harsche ÖAMTC-Kritik an VCÖ
Gar nicht erfreut über die Kritik des VCÖ am steigenden CO2-Ausstoß des heimischen Verkehrs zeigte sich der ÖAMTC: "Anscheinend wünschen sich manche wieder die Wirtschaftskrise herbei", ärgerte sich Mario Rohracher, Chef der Interessenvertretung des Clubs. Die "neuerlichen Angriffe gegen den Verkehrssektor" würden diesen als "alleinigen CO2-Umweltsünder verurteilen".

2010 sei es tatsächlich wieder zu einem leichten Anstieg beim Dieselverbrauch (plus 2,4 Prozent) gekommen, während Benzin- und Heizölverbrauch sinken, hieß es in einer ÖAMTC-Aussendung. Der Grund liege auf der Hand: "Der Wirtschaftsmotor beginnt nach der Krise wieder zu laufen. Damit ist auch mehr Schwerverkehr auf den Straßen unterwegs", erklärte Rohracher. Das spiegle sich auch im Tanktourismus wider, der mehr als 25 Prozent der Österreich zugerechneten CO2-Emissionen im Verkehrsbereich ausmacht.

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