Ein fragwürdiger Job

Hübsche Frauen „bespaßen“ gestresste Programmierer

Ausland
28.04.2018 17:49

Es gibt eine Vorgabe für die Mindestgröße, ein hübsches Gesicht ist Pflicht, die Stimme soll sanft und angenehm sein und auch über das Talent, wohltuende Massagen zu verteilen, sollte man unbedingt verfügen - klingt sehr nach der Ausschreibung für einen Job in einem rot leuchtenden Amüsierbetrieb, möchte man im ersten Moment meinen. In China umreißt es jedoch die Anforderungen für den Beruf als sogenannter Programming Motivator, der sich bei Frauen immer größerer Beliebtheit erfreut - doch mindestens genauso groß ist auch die Kritik.

Eine dieser „Motivatoren“ ist die 25 Jahre alte Shen Yue. Sie selbst hat einen Abschluss als Ingenieurin an der Universität Peking in der Tasche, jedoch in dieser Sparte bislang keinen Job bekommen, wie sie gegenüber der „New York Times“ schilderte - und nahm aus diesem Grund schließlich den Job als „Programming Motivator“ an.

780 Euro pro Monat
Ihr Aufgabengebiet: gestresste Programmierer eines chinesischen Start-up-Unternehmens zu entspannen und zu „bespaßen“, mit Snacks und Massagen zu versorgen und als „Kummerkasten“ für die Probleme der Angestellten zu dienen. Ein wenig zu flirten ist übrigens auch kein Kündigungsgrund. Der Verdienst pro Monat: 780 Euro.

„Sie brauchen wirklich jemanden, der sich mal mit ihnen unterhält und ein paar entspannende Aktivitäten für sie organisiert“, erklärte Shen gegenüber dem Blatt. Der Beruf als Programmierer sei durchaus mit Stress und Frust verbunden. Dass ein attraktiver „Programming Motivator“ den Arbeitstag angenehmer gestaltet, kann einer ihrer männlichen Kollegen durchaus bestätigen. „Sie verbessert das Arbeitsklima enorm“, so Programmierer Feng Zhiyi. Auch die einzige weibliche Programmiererin des Unternehmens kann das bestätigen, wobei ein männlicher Motivator für sie auch nicht verkehrt wäre, wie sie zugab.

Sexismusdebatte auch in China
Doch auch in China vollzieht sich derzeit ein steter Wandel, was das Thema Sexismus betrifft - nicht zuletzt auch aufgrund der #metoo-Debatte, die ebenfalls das Land erreichte. So hagelte es rund um den Job des „Programming Motivators“ lautstarke Kritik, denn viele Firmen, nicht nur kleine Start-up-Unternehmen, sondern auch Großunternehmen wie Alibaba (die größte IT-Firmengruppe in China, Anm.), schrieben derartige Jobs aus, inklusive gewünschter optischer Attribute der Bewerberinnen. Im Zuge der Proteste zogen diese ihre Anzeigen teils sogar zurück, änderten sie ab und formulierten sie teils geschlechtsneutral.

Dass das Land aber durchaus noch Nachholbedarf im Kampf gegen Sexismus im Job hat, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass weiterhin viele Firmen mit der großen Zahl an „attraktiven Frauen“ prahlen, die in den jeweiligen Unternehmen arbeiten. Ähnlich verhält es sich mit dem Job des „Programming Motivators“, der letztlich lediglich dazu dienen soll, Top-Programmierer an die jeweilige Firma mit besagten Annehmlichkeiten zu binden, heißt es.

Und „Motivatorin“ Shen Yue? Sie selbst empfinde die Arbeit nicht als sexistisch, wie sie sagte. Immerhin habe sie sich den Job selbst ausgesucht …

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