Museum der Moderne

Ein Blick in fremde Schlafzimmer

Salzburg
15.03.2018 07:14

Österreichische Fotografie von 1970 bis 2000

Wenn Sabine Breitwieser betont, dass die neue Ausstellung „ Österreich– Fotografie 1970 - 2000“ einen Blick ins Innere des Landes gewährt, hat sie nicht zu viel versprochen. Denn während uns Nikolaus Walter in fremde Schlafzimmer mitnimmt und so die individuellen Lebensgewohnheiten seiner Vorarlberger Nachbarn offenbart, und Robert F. Hammerstiel Essrituale von Herrn und Frau Österreicher auftischt, führt uns Leo Kandl die Nachtschattengewächse in Wiener Spelunken, Bahnhofsrestaurants und Weinlokalen vor Augen.

Selbstverständlich rückt die Schau im Museum der Moderne, die in Kooperation mit der Albertina aus den hauseignen Beständen sowie der in Salzburg angesiedelten Fotosammlung des Bundes arrangiert wurde, aber nicht nur unterschiedliche soziale Milieus ins Licht, sondern setzt sich auch mit kulturellen Identitäten, religiösen Bräuchen, urbaner Soziografie sowie landwirtschaftlichen Tätigkeiten auseinander.

Manfred Willmann fotografiert z.B. sein direktes Lebensumfeld in der Steiermark. Durch den Einsatz von Blitzlicht verfremdet er die alltäglichen, bis dahin nicht darstellungswürdigen Motive. Er schildert so das Land abseits jeglicher Idylle und setzt gleichzeitig einen Gegenpart zur klassischen Heimatfotografie, bei der das Landleben überhöht dargestellt und ideologisch besetzt, und ab 1918 zunehmend nationalsozialistisch aufgeladen wurde.

Apropos: Die politische Vergangenheit Österreichs wird in der Ausstellung nicht ausgespart. „Der seit den 1970er-Jahren in Österreich lebende japanische Künstler Seiichi Furuya fotografierte z.B. den Eisernen Vorhang mit jenen Grenzschutzanlagen, die Österreich während des Kalten Krieges von den kommunistischen Ländern Osteuropas trennten. Furuya zeigt Österreich dadurch als Land, das sich über das Fremde, Andere definiert und verweist damit auch auf dessen problematische Vergangenheit“, so die Kuratoren Christiane Kuhlmann (MdM) und Walter Moser (Albertina). Die äußerten sich im übrigen auch zum immer wieder aufkommenden Wunsch nach einem eigenen Fotomuseum.

„Natürlich ist mehr Sichtbarkeit für die Fotokunst nur wünschenswert, allerdings braucht es dazu kein eigenes Haus, vielmehr sollte man den Fokus darauf legen sich international mehr zu vernetzen!“

Sollte dennoch eines gebaut werden, wird man sich über den Standort vermutlich nicht so schnell einig werden, zudem der Streit um die Fotosammlung des Bundes wohl noch nicht ganz ausgefochten ist.

Tina Laske
Tina Laske
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