Neuer Vertrag

Salzburger Ärzte müssen sparen

Salzburg
29.09.2009 18:32
Die Verhandlungen stehen vor dem Abschluss: Ärztekammer und Gebietskrankenkasse haben sich in Salzburg auf ein neues Modell zur Verschreibung von Medikamenten geeinigt. Per Internet bekommen die Ordinationen eine aktuelle Liste von billigeren, aber wirksamen Arzneien. Das soll vier Millionen im Jahr sparen.

Im „Krone“-Interview berichtet Karl Forstner, Chef der Ärztekammer, über die Eckdaten des bisher geheim gehaltenen Vertrages: „Ausgangspunkt ist eine Richtlinie für Ökonomie. Sie besagt, dass Salzburgs Mediziner sparsam und effizient bei der Verschreibung von Medikamenten vorgehen sollen.“ Die Paracelsus-Universität in den Landeskliniken ist in dieses Projekt eingebunden: Wissenschaftler überprüfen laufend jene Liste von Arzneien, die dann per Internet den Weg in die Ordinationen findet.

„Die Wirkung muss sichergestellt sein,“ beteuert Forstner: „Nicht teuer, aber richtig!“ Und er versichert: „Der Arzt fällt die Entscheidung. Langzeitpatienten können sicherlich bei jenen Tabletten bleiben, die sie schon jahrelang gut vertragen.“ Allerdings: „Der neue Vertrag beinhaltet für die Mediziner auch die Verpflichtung zum Sparen.“

Hintergrund der Aktion sind die massiven Finanzprobleme der Sozialversicherungen, die vor allem durch die steigende Arbeitslosigkeit entstanden sind. „Es ist ein Sprung über den eigenen Schatten,“ ist sich der Ärztekammerchef der Tragweite der Entscheidungen voll bewusst. Denn: Die Therapie-Freiheit schätzen wir hoch ein.“ Die ersparten Beträge sollen den Patienten zugute kommen.

Neuer Vertrag gilt auf für Spitäler
Apotheken-Präsident Friedemann Bachleitner-Hofmann hat Zustimmung signalisiert, Landesrätin Erika Scharer und die Direktion der Uni-Kliniken sind bereits informiert. Denn der neue Vertrag soll auch für die Spitäler gelten. In den Arztbriefen, die Patienten nach ihrer Entlassung erhalten, werden die neuen Medikamente bereits angeführt. Alle sollen sich an die im Vertragswerk festgelegten Regeln halten.

Nicht mehr diskutiert wird ein umstrittener Vorschlag: Demnach hätten Ärzte auf den Rezepten nur den Wirkstoff angegeben, die Apotheker sollten dann über die Medikamente konkret entscheiden.

Stimmen alle zu, so tritt der neue Vertrag schon mit 1. Jänner 2010 in Kraft. Bewährt sich das System, so folgen die anderen Bundesländer dem Salzburger Beispiel nach. Präsident Forstner zur „Krone“: „Es ist eine sehr spannende Sache, aber es entsteht nicht etwas vollkommen Neues. Das Wohl des Patienten steht bei der Festlegung der Standards für uns Ärzte ganz klar im Vordergrund.“

von H. P. Hasenöhrl („Salzburger Krone“)
Symbolbild

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