Stundenlange Wartezeit

Kinderärzte-Mangel lässt Eltern verzweifeln

Österreich
17.01.2018 14:55

Ausgerechnet zum Höhepunkt der winterlichen Erkältungszeit verschärft sich der Kinderärzte-Mangel. In Wien sind lange Wartezeiten an der Tagesordnung, in der Steiermark sind Praxen gar verwaist. Schuld ist einmal mehr die offensichtlich schlechte Bezahlung der Kassenärzte sowie die Pensionierungswelle.

Dass Kinder-Kassenärzte in Wien Mangelware sind, ist allgemein bekannt, ein Blick in übervolle Praxen oder Spitäler mit Eltern, die ihre kranken Kinder untersuchen lassen wollen, spricht Bände. In den bevölkerungsreichen Wiener Bezirken wie Favoriten oder Simmering ist es besonders schwierig, Patientenanwältin Sigrid Pilz schlug schon mehrfach Alarm: monatelange Wartezeiten, manchmal ist wegen der Überlastung derzeit gar kein Termin mehr zu bekommen.

83 Kassenärzten stehen in Wien zum Stichtag Jahresende 109 Wahlärzten gegenüber. Aus den Spitälern melden Eltern Wartezeiten von bis zu sechs Stunden, vor wenigen Tagen hatten im Donauspital wieder sogenannte Gangbetten für Aufregung gesorgt, da Kinder davon betroffen waren.

Dramatische Lage auch in anderen Bundesländern
Ähnlich dramatisch stellt sich die Lage in anderen Bundesländern dar. In der Steiermark etwa werden derzeit seit Monaten erfolglos in mehreren Regionen händeringend Kinderärzte gesucht, Oberösterreich, Tirol und Niederösterreich kämpfen mit Besetzungsproblemen. Kärnten, Burgenland und Salzburg sehen sich laut den Gebietskrankenkassen noch im grünen Bereich.

Schlechte Bezahlung weiter Hauptursache
Die Gründe für die Notlage sind laut der Ärztekammer gleich alt wie aktuell: Die Bezahlung der Kinderärzte entspricht nicht mehr dem Aufwand, das Kassensystem ist veraltet, es rücken kaum noch junge Ärzte nach, während bei älteren die Pension bevorsteht. Die neue Bundesregierung ist deshalb gefordert, Abhilfe zu schaffen, eine Arbeitsgruppe ist zumindest eingerichtet worden.

Hausärzte sollen Kinder mitbetreuen
Um die Probleme zu beheben, fordert Sozialversicherungs-Hauptverband-Chef Alexander Biach eine bessere Entlohnung der Mediziner. Hausärzte könnten auch Aufgaben von Kinderärzten übernehmen, um besser zu verdienen – und so auch wieder mehr Praxen eröffnen. Die Ärztekammer ist skeptisch: Hausärzte würden ohnehin schon Kinder mit untersuchen, an der schlechten Bezahlung ändere das aber nichts. Biachs Vorstoß zur höheren Entlohnung wird naturgemäß begrüßt.

Kronen Zeitung

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