Ursachenforschung

Bad Gastein ist Martins größte Fangemeinde

Salzburg
09.06.2009 10:27
Das Phänomen Hans-Peter Martin hat in Salzburg sein deutlichstes Prozent-Zeichen in Bad Gastein gesetzt. Mit 29,9 Prozent der Stimmen wurde er dort zur glasklaren Nummer Eins – VP & SP wurden faktisch abmontiert. Ganz vorne ist er auch in Saalfelden, die meisten Stimmen am Land fuhr er als Zweiter in Hallein ein: 1221. (Im Bild: Harald Wimmer, Bezirkshauptmann im Pongau, mit den bereits ausgezählten Wahlkarten)

"Mit dem Ergebnis wär’ ich heute nicht mehr Bürgermeister, wenn es um meinen Sessel gegangen wäre." So kommentierte Gerhard Steinbauer am Tag danach den Umsturz in seiner Kurgemeinde. In der Tat hat Martin ja Salzburg zu seiner Hochburg machen können, und wurde dabei auch in Saalfelden mit 1091 Stimmen Erster in der Wähler-Hitparade. In Relation ist aber Bad Gastein die eindeutigste Martin-Fangmeinde: 6,1 Prozent Vorsprung auf die SPÖ und satte 8,7 auf Steinbauers Volkspartei.

Einfache Parolen für die Skeptiker
Für den Gemeindechef selber gibt es  vor allem eine Hauptursache für das Durchrasseln "der Großparteien, die diesmal nicht mehr gar so groß waren: Dass es die EU-Skeptiker und Gegner hingekriegt haben, mit einfachen Parolen auf die zahlreichen EU-Schwächen hinzuweisen und damit zu überzeugen. Und im  Gegenzug haben es die Befürworter einfach nicht verstanden, die klaren Vorzüge Europas den Wählern halbwegs verständlich näher zu bringen."

Martin hat "Solo-Sonderstellung"
Auch Meinungsforscher und Analytiker Paul Eiselsberg von IMAS sieht im Versagen der Regierungsparteien den Erfolg der Protestgruppen: "Es ist festzustellen, dass hier genau jene Bereiche thematisiert wurden, die seit dem Beitritt Österreichs zur EU für Unbehagen sorgen: Fragen der Korruption und Verschwendung, und die Angst vor dem Verlust der eigenstaatlichen Souveränität. Martin hat sich dabei eine Solo-Sonderstellung erworben, ohne ein erklärter EU-Gegner zu sein. Er kanalisiert diesen Groll einfach am besten."

Keine seriösen Prognosen möglich
Steinbauer sieht es positiv, "dass die Menschen in meiner Gemeinde ein so großes Maß an politischer Flexibilität haben." Für Eiselsberg liegt darin aber auch das Dilemma von Vorhersagen: "Wenn zwei Drittel der Wähler drei Wochen vorher unentschlossen sind, kann man keine seriöse Prognose mit mathematischer Wahrscheinlichkeit erstellen." Der Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa ist für den Marktforscher noch unabsehbar weit: "Die Möglichkeit für Europawahlen mit wirklich internationalen Themen und Kandidaten sehe ich in den nächsten 15, 20  Jahren einfach nicht. Ein Obama für Europa zeichnet sich keineswegs ab…"

von Roland Ruess, Kronen Zeitung

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