Fall Mike B.

US-Lehrer schwerer verletzt als angenommen

Österreich
28.02.2009 14:40
Der am 11. Februar in der Wiener U-Bahn-Station Spittelau bei einer Polizeiamtshandlung mit einem Dealer verwechselte US-Sportlehrer Mike B. ist offenbar schwerer verletzt worden als ursprünglich angenommen. Der an der Vienna International School tätige Lehrer zog sich einen Bruch eines Wirbelquerfortsatzes zu, wie Maria Vassilakou, Klubobfrau der Wiener Grünen, am Freitag mitteilte. Der Anwalt von Mike B., Wilfried Embacher, bestätigte dies am Abend. Bisher hatte es lediglich geheißen, Mike B. habe Wirbelverletzungen und Verstauchungen erlitten.

"Mein Mandant war gestern bei einer Nachuntersuchung im Lorenz-Böhler-Krankenhaus", so Embacher. Bei einer Nachbesprechung hätte sich der Verdacht einer echten Fraktur eines Wirbels ergeben. "Es wurde eine weitere Computertomographie-Untersuchung durchgeführt, sie hat die Fraktur eines Wirbelquerfortsatzes ergeben." Die Polizei habe bisher immer von "maßhaltender Körperkraft" gesprochen, die bei der Festnahme angewendet worden sei. Embacher dazu: "Sie (die Polizei, Anm.) haben versucht, meinen Mandanten massiv anzuschwärzen. Da haben sie jetzt ein bisserl ein Problem."

Polizei: "Kein Hinweis auf unrechtsmäßige Amtshandlung"
Die Polizei wies in einer Aussendung jede Schuld von sich: "Die nun bekannt gewordenen Verletzungen entstehen laut Expertenmeinung typischerweise bei Stürzen. Sollten diese im Zuge der Anwendung von Körperkraft bei der erfolgten Festnahme am 11. Februar erfolgt sein, so wird dies seitens der Bundespolizeidirektion Wien ausdrücklich bedauert. Auch diese Verletzungen ergeben keinen Hinweis auf eine beabsichtigt unrechtsmäßig geführte Amtshandlung. Derzeit werden keine dienst- oder disziplinarrechtlichen Maßnahmen gesetzt."

Vassilakou: "Polizei versucht Schweregrad herunterzuspielen"
Vassilakou zeigte sich von der Reaktion der Polizei schwer enttäuscht: "Jetzt steht zweifelsfrei fest, dass Mike B. bei der polizeilichen Amtshandlung schwere Verletzungen davongetragen hat, auch wenn die polizeiliche Führung bisher mit aller Kraft versucht hat, den Schweregrad der Verletzungen herunterzuspielen", sagte sie in einer Aussendung.

"Entscheidend ist hier nicht, ob es sich um eine Verwechslung handelt, sondern vielmehr geht es um die Frage, ob hier ungerechtfertigterweise Gewalt angewendet worden ist. Und es ist zu klären, ob die Amtshandlung ohne vorausgehende Feststellung der Personalien durchgezogen wurde." Die Ergebnisse der polizeiinternen Untersuchung seien dadurch schwer erschüttert.

Zwischenbericht entlastet Drogenfahnder
Ein erster Zwischenbericht des Büros für besondere Ermittlungen der Wiener Polizei hatte die beiden Drogenfahnder, die am 11. Februar den US-Lehrer in der U-Bahn-Station Spittelau mit einem Dealer verwechselten und daraufhin verprügelt haben sollen, entlastet. Wie Major Hans Golob bekräftigte, hätten sich nach Zeugenbefragungen die schweren Vorwürfe gegen die Polizisten nicht bestätigt. Die Beamten bleiben somit im Dienst. Mike B. bleibt hingegen bei seiner Darstellung des Vorfalls: Er sei aus der U-Bahn ausgestiegen, die beiden Polizisten in Zivil hätten sich auf ihn gestürzt und ihn zusammengeschlagen. In den Augen eines Polizisten "war purer Hass", sagte B. Von den Passanten habe ihm niemand geholfen, nur seine Freundin.

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