Möchtegern-Pilot

Salzburger Polizei fasst Schwindel-Airliner

Österreich
04.02.2009 16:48
Wochenlang ist er der Justiz und den Polizei-Fahndern auf der Nase herumgetanzt. Doch nun hat Schwindel-Airliner Jürgen W. (32) endgültig eine Bruchlandung hingelegt. Denn der Betrüger wurde vor dem Gollinger Seniorenheim verhaftet, wo er seine Großmutter besuchte. Dann flog er direkt ins Gefängnis.

Der Hollywood-Blockbuster "Catch me if you can!" mit Leonardo DiCaprio hätte die Vorlage für das Auftreten von Jürgen W. sein können. Denn auch der 32 Jahre alte Gollinger suchte das mondäne Leben der Piloten, mit feschen Stewardessen und Luxus-Hotels.

Doch die vier Airbus A 319 im Wert von 120 Millionen Euro, die Jürgen W. für seine "Royal Business Aviation" geordert hatte, hoben nie vom Rollfeld ab. Ebensowenig die 34 Piloten und Stewardessen, die der Möchtegern-Unternehmer angeheuert hatte und um teures Geld einschulen ließ. Die Rechnungen wurden allerdings nie beglichen. Insgesamt belief sich der angerichtete Schaden auf satte 560.000 Euro, wofür der Salzburger bereits vor knapp zwei Jahren zu drei Jahren teilbedingter Haft verurteilt wurde.

Richter erließ europäischen Haftbefehl
Für den Strafantritt gab es aber einen Aufschub. Auch, weil in der Zwischenzeit ein zweiter Prozess anlief, in dem das angeworbene Flugpersonal noch einmal 120.000 Euro Schadenersatz forderte. Doch nach der ersten Verhandlung erschien Jürgen W. nie mehr im Gerichtssaal. Er ließ sich entschuldigen oder blieb ohne Begründung fern. Bis es Richter Manfred Seiss Anfang Jänner endgültig reichte und ein europäischer Haftbefehl erlassen wurde.

Zwar wussten die Fahnder der Polizei, dass der Gesuchte für eine internationale Softwarefirma mit Sitz im schweizerischen Glattbrugg tätig war und dort großspurig als "Senior Sales Engineer" geführt wurde. Dennoch dauerte es einige Wochen lang, bis sie des 32-Jährigen endgültig habhaft wurden. "Wir wussten, dass er ab und zu seine Großmutter im Gollinger Seniorenheim besuchte", verrät einer der Fahnder. Und da Jürgen W. bei seinen Aufenthalten in Österreich meist in einer Wohnung in der Bahnhofsgegend wohnte, wurde von den Kollegen der örtlichen Polizeiinspektion regelmäßig der Park+Ride-Parkplatz überprüft.

Verhaftung nach Besuch bei Großmutter
Als die Beamten am vergangenen Sonntag dort einen Wagen mit Schweizer Kennzeichen entdeckten, schalteten sie blitzschnell. Zu zweit fuhren die Polizisten zum Altersheim und legten sich auf die Lauer. Tatsächlich: Nach dem Besuch bei der Oma spazierte der gesuchte Betrüger seelenruhig beim Haupteingang heraus. "Die Verhaftung verlief unspektakulär", erklärten die Ermittler. Ganz anders, als das bisherige Auftreten des Beinahe-Fluglinien-Chefs.

Von Gernot Huemer, Kronen Zeitung

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