"Bindungs-Gen"

Männliche Beziehungsfähigkeit liegt in den Genen

Wissenschaft
02.09.2008 12:26
Können Männer etwa gar nichts dafür, wenn sie keine langjährige und monogame Beziehung führen können? Forscher haben nämlich ein Gen ausfindig gemacht, dass Einfluss auf die Beziehungsfähigkeit von Männern sowie auf die Qualität ihrer Partnerschaften und Ehen hat. Männer mit einer bestimmten Variante dieses Gens sind generell weniger bindungsfähig und häufiger unverheiratet. Auch die Zufriedenheit von Frauen mit ihrer Ehe hängt mit dem Gentypen der Männer zusammen, wie die Wissenschafter in den Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften berichten.

Das Gen bildet einen Rezeptor für den Hirnbotenstoff Arginin-Vasopressin, kurz AVP. Frühere Untersuchung hatten gezeigt, dass es bei Wühlmäusen Monogamie begünstigt. Paul Lichtenstein vom schwedischen Karolinska-Institut in Stockholm und seine Mitarbeiter untersuchten nun, ob dasselbe Gen auch beim Menschen die Bindungsfähigkeit beeinflusst. Dazu bestimmten sie, in welcher Variante das Gen bei insgesamt 2.186 schwedischen Männern vorkommt. Genauer gesagt bestimmten sie nicht die Varianten des Gens selbst, sondern die Varianten bestimmter Erbgut-Abschnitte, die mit dem Gen in Verbindung stehen.

In der Praxis getestet
Einen auffälligen Zusammenhang mit der Bindungsfähigkeit der Männer fanden die Forscher vor allem für eine "334" genannte Variante: Männer mit dieser Variante erreichten in einem Standardtest zur Beziehungs- und Bindungsfähigkeit nur geringe Werte und lebten häufig in unehelichen Partnerschaften. Bei Männern, die zwei Kopien der "334"-Variante besaßen, war die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, im letzten Jahr eine Ehekrise durchgemacht zu haben. Ebenso äußerten sich Frauen am wenigsten zufrieden mit ihrer Ehe, wenn ihr Partner zwei Kopien von "334" besaß.

Insgesamt sei der Einfluss des Gens dennoch gering, betonen die Wissenschaftler. Es eigne sich keinesfalls dazu, etwa die männliche Beziehungsfähigkeit vorherzusagen. Ihre Studie belege dennoch, dass das Gen nicht nur das Sozialleben der Wühlmäuse beeinflusse, sondern auch für den Menschen von Bedeutung sei. Bemerkenswert sei auch, dass das Gen in früheren Untersuchungen bereits mit dem Auftreten von Autismus in Verbindung gebracht worden sei.

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