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13.11.2025

Wintersport Salzburg

Zwischen Wedeln und Wischen

Früher reichten ein breites Lächeln, eine gute Technik und ein zünftiges Après-Ski-Lied. Heute braucht der Skilehrer nicht nur Kraft in den Beinen, sondern auch Reichweite auf Instagram.

Den Salzburger Skilehrern macht es sichtlich Spaß, den Kids die Vorzüge des Wintersports zu vermitteln. Foto: Skischule Oberschneider

von Hannes Wallner

Zwischen Tradition, digitalem Wandel und internationalem Jetset steht ein Beruf, der wie kaum ein anderer für österreichische Lebensfreude, Disziplin und Bergleidenschaft steht und sich doch rasant verändert hat. Gerhard Sint weiß, wovon er spricht. Der 64-jährige Präsident des Salzburger Berufsskilehrer& Snowboardlehrerverbands steht seit fast einem halben Jahrhundert auf den Brettern, die für viele das Winterglück bedeuten. „Das Skifahren selbst hat sich nicht verändert - wir fahren immer noch von links nach rechts und zurück. Nur die Begriffe sind andere. Früher war's sportliches Skifahren, heute heißt's Carven“, sagt er mit einem Schmunzeln. 

Doch hinter der humorvollen Fassade steckt auch Wehmut: „Leider hat der Beruf des Skilehrers in Österreich nicht mehr den Stellenwert, den er einmal hatte.“ Im Ausland hingegen, erzählt Sint, „werden wir regelrecht hofiert“. Erst kürzlich war er bei der Eröffnung der größten Skihalle Chinas. „Dort verneigen sie sich fast vor uns - weil wir einfach so gut auf den Skiern stehen.“

Von der 6-Tages-Gruppe zur 60-Minuten-Privatstunde

In Salzburgs Skischulen hat sich das Bild gewandelt. Tom Kraus von der renommierten Skischule Oberschneider in Kaprun beschreibt es treffend: „Unsere Kunden haben weniger Zeit, wollen aber in kürzester Zeit maximalen Lernerfolg.“ Statt gemütlicher 6Tages-Kurse buchen Gäste heute lieber exklusive Privatstunden - flexibel, individuell und mit hohem Anspruch. 

„Das Buchungsverhalten hat sich komplett verändert“, sagt Kraus. „Früher planten die Familien ihren Skiurlaub rund um den Kurs. Heute wird am Handy gebucht, oft erst am Abend vorher.“ Für die Skilehrer bedeutet das: mehr Flexibilität, mehr Organisation, mehr Verantwortung.

Und trotzdem: Der Andrang ist ungebrochen. Rund 5000 Skilehrer sind allein im Bundesland Salzburg im Einsatzund jedes Jahr werden durch den Verband weitere 4000 ausgebildet. Unter ihnen: Chinesen, Japaner, Amerikaner. „Wir haben Skilehrer, die in 18 Sprachen unterrichten“, erzählt Kraus stolz.„Ja, sogar Japanisch ist dabei!“

Smartphone statt Stammtisch

Was heute kaum noch aus der Skischule wegzudenken ist: das Smartphone. „Sind wir von der Piste zurück, dauert es keine 20 Sekunden, bis alle Kinder auf ihre Bildschirme starren“, lacht Sint. Doch anstatt sich zu ärgern, sieht er das Positive: „Die Kids posten unglaubliche Skifotos - das ist die beste Werbung für uns.“ 

Und so wird aus dem Skilehrer, der einst mit kariertem Pullover und Sonnencreme im Gesicht auf der Terrasse saß, heute ein Markenbotschafter mit Social-Media-Auftritt. Manche posten Carving-Clips auf TikTok, andere bieten bereits Online-Coachings für die „Offseason“ an.

Der neue Skilehrer

„Das Niveau der Ausbildung ist heute auch höher als je zuvor“, bestätigt Bergführer Gerhard Angerer, der beim Verband für die alpinen Lehrgänge verantwortlich ist. „Die Kunden sind anspruchsvoller, also müssen wir das auch sein.“ Skilehrer sind heute Trainer, Entertainer, Influencer und Sicherheitsbeauftragte in einem. Zwischen Gletscher und Handyempfang, zwischen Hüttenromantik und digitalem Fortschritt kämpfen sie darum, die Magie des Winters zu bewahren und gleichzeitig Schritt mit der Zeit zu halten. Gerhard Sint jedenfalls bleibt dabei: „Solange ich auf den Skiern stehen kann, werde ich unterrichten. Denn das Gefühl, einem Menschen das Skifahren beizubringen, das ist durch nichts zu ersetzen - kein Handy, kein Filter, kein Algorithmus.“ Und genau deshalb sind Salzburgs Skilehrer auch im kommenden Winter noch das, was sie immer waren: Botschafter des weißen Glücks.