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07.10.2022

Mobilität in Tirol

Ein Mann und sein Auto - der K.I.T.T. aus Tirol

Der Erbauer Edi Kaniok ist außerdem Buchautor. Erst dieses Jahr ist seine Bildersammlung ,,Motorradszene rund um Imst" erschienen. Foto: Kaniok

Es war das Traumauto eines jeden Schuljungen, das Edi Kaniok eigenhändig zum Leben erweckt hat - ein originalgetreuer Nachbau des K.I.T.T. aus der Serie Knight Rider.

Es gibt viele Anekdoten über die Kult-Serie Knight Rider, die von 1982 bis 1986 ausgestrahlt wurde, aber die sich am längsten halten sind wohl zwangsläufig diejenigen, die das Auto selbst betreffen. K.I.T.T. - der nichtmenschliche Protagonist und Begleitauto von David Hasselhoff als Michael Knight - ist ein Auto, das mit hoch entwickelter Technologie und einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist, die über großes Einfühlungsvermögen verfügt und dazu erzogen wurde, das Leben zu achten und die Menschen zu schützen. Der K.I.T.T. war der Traumbegleiter eines jeden Schuljungen, der in den 80ern und 90ern groß wurde. Auch Edi Kaniok verlor in seiner Kindheit sein Herz an diesen Wagen. Gefühle, die gut vierzig Jahre später fast vergessen waren, aber wieder geweckt werden sollten.

Wir schreiben das Jahr 2008, als Edi unbewusst in die Fußstapfen des Serienagenten Michael Knight tritt - zumindest, was seinen Begleiter betrifft. „Ich wollte eigentlich nur ein Auto, das nicht der Norm auf Österreichs Straßen entspricht und an dem ich ein bisschen basteln kann", erzählt Edi Kaniok von seinem Antrieb, vor Jahren einen altersschwachen Pontiac Trans-Am für um die 7000 Euro zu erstehen. Dass es sich bei diesem Kaufspäter um ein originalgetreues Abbild des K.I.T.T. aus der Serie Knight Rider handeln würde, daran hatte Edi Kaniok nicht im Traum gedacht. Als er dann kurz darauf seine geliebte Kindheitsserie sah, erkannte er seinen lieben Wagen - wenn auch mit einem Facelift geschminkt - sofort wieder. In diesem Moment war der Entschluss gefällt: Der gelernte Schlosser würde den K.I.T.T. nachbauen.

Schweiß, Geduld und Herzblut

Ein Entschluss, der viele Stunden Arbeit, Schweiß und Herzblut erfordern sollte. Gut, dass Edi damals noch nicht wusste, dass ihm gut tausend Arbeitsstundenblühten davon ebenso viele unter dem Auto wie vor dem PC. ,,Ich habe drei Winter lang an dem Wagen gebastelt", erinnert sich Edi. Im Sommer hat er seinen frisch ausgestatteten Liebling dann regelmäßig ausgeführt.

Doch auf dem Weg dorthin musste Edi Langatmigkeit beweisen. Die Teile für den Nachbau hat er sich mangels Seriennummern mit viel Geduld, Recherchearbeit und Insidertipps aus der ganzen Welt zusammensammeln müssen: Die Kunststoffteile wie z.B. Spoiler und Oberheckkonsole stammen aus Holland, Backen und Druckknöpfe aus Kanada, die Zusatzscheinwerfer aus Polen und die Sitzbezüge aus Italien um nur einige zu nennen. Und dann sitzt man da, und wartet wochen- und monatelang auf ein Teil, um endlich weiterbasteln zu können. Die Mittelkonsole wurde sogar von Amerika erst versehentlich nach Australien geschickt, weil 'Austria' und 'Australia' beim Poststempel verwechselt wurden. Darauf habe ich fast zwei Jahre lang warten müssen", erzählt der Bastler. ,,Während des Baus hat sich dann irgendwann rausgestellt, dass sie in der Serie zwar das Basismodell so belassen, aber öfters die Schnauze und das Innenleben gewechselt haben. Das hat die Zahl an Vergleichsmodellen natürlich drastisch reduziert. Meine Version war letztendlich eine Replika der dritten und vierten Staffel." Ab und an überkamen so natürlich auch den optimistischen Edi Kaniok Zweifel, ob das Projekt nicht eine Nummer zu groß für ihn war. Doch mit viel Biss, Kreativität und Begeisterung kämpfte sich Edi immer wieder aus solchen Tiefen heraus.

Erste Erfolgsgefühle

Und nach der Halbzeit stand der erste große Erfolg vor ihm: Tiefliegend wie eine Flunder, schwarzer Lack in Hochglanz. Sogar der unverkennbare rote Scannerstreifen unter der Motorhaube blitzte hervor. „Ich habe die gesamte Karosserie zerlegt, vom Rost befreit und neu aufgebaut", erzählt Edi. ,,Das Originallenkrad sieht aus wie aus einem Flugzeug. Das ist aber im Straßenverkehr nicht erlaubt." Also musste Edi erfinderisch werden - in Eigenregie entwarf er ein abnehmbares Lenkrad für den Straßenverkehr. Für Showzwecke konnte dann per Klick-System das originalgetreue Steuer wieder aufgesetzt werden. Mit der äußerlichen Fertigstellung des Knight Riders war die Phase I, wie sie Edi selbst nannte, endlich abgeschlossen. Schon beim zweiten Anlauf hat er es damit durch den TÜV geschafft, wo Lenkrad und Karosserieteile den Druck- und Feuerproben des TÜVS standhalten mussten.

Das Innenleben war eine technische Herausforderung aus unzähligen Knöpfen auf Overhead- und Mittelarmkonsole, digitalem Drehzahlmesser und Tacho, einem Monitor und Bordcomputer sowie dem berühmt-berüchtigten Turboboost-Knopf. Edi's Freund und Gebäudetechniker Thomas Zangerle war derjenige, der dem Knight Rider unter all dem Kabelwirrwarr letztendlich Leben einhauchen konnte. Und lebendig war er in jedem Fall - sobald Edi die Fernbedingung zückte, huschte die rote Leuchte unter der Motorhaube hin und her und der Wagen erklärte sich mit metallischer Stimme bereit zum Dienst.

Die Armaturen sind vollgepackt mit Leuchten und Knöpfen. Sogar der Knopf für den Turboboost ist installiert. Foto: Kaniok

140 PS, neun Liter Verbrauch und 1,5 Tonnen brachte der fix und fertig ausgestattete Knight Rider nach drei Wintern in Behandlung auf die Waage. Und wenn Edi mit dem fertigen Wagen durch die Straßen fuhr, erntete er regelmäßig ungläubige und begeisterte Blicke von jenen, denen der Knight Rider in ihrer Kindheit ein genauso treuer Begleiter war, wie für Edi. Inzwischen ist das Traumfahrzeug nach Wien verkauft, wo ihn ein Freund von Hasselhoffs Patenkind erstanden hat. Dort fährt er nun ab und an Seite an Seite mit dem Serien-Original durch die Straßen. Den Knight Rider zieht es letztendlich eben doch immer wieder in die Nähe seines einzig wahren Besitzers Michael Knight.

Info

K.I.T.T. ist in Knight Rider die Abkürzung für ,,Knight Industries Two Thousand".