.oder die Freiheit der Kunst. „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ – dieser Satz prangt über dem Portal der Wiener Secession. Und doch erleben wir heute, wie diese Freiheit – auch hier im freien Westen – zunehmend ins Wanken geraten zu scheint. Nicht weil Kunst zu mutig wäre, sondern weil man von Künstlerinnen und Künstlern erwartet, dass sie die „richtige“ Gesinnung mitbringen. Am vergangenen Wochenende war ich im Wiener Musikverein. Die Münchner Philharmoniker eröffneten dort unter der Leitung ihres Chefdirigenten Lahav Shani die neue Saison. Vor dem Hintergrund, dass das Orchester nur eine Woche zuvor in Gent ausgeladen worden war, hatte dieser Abend eine besondere Symbolkraft. Doch selbst dieser festliche Moment blieb nicht ungestört. Propalästinensische Demonstranten schrien in den Saal hinein und versuchten, die Aufführung zu unterbrechen. Ich fand das unpassend. Nicht weil Proteste verboten wären – wobei man den Musikverein als Austragungsort für solche Proteste auch prinzipiell hinterfragen könnte. Sondern weil es gerade an diesem Abend um etwas anderes ging: um die Kraft der Musik, Brücken zu bauen. Lahav Shani ist nicht nur ein herausragender Dirigent. Er ist auch ein Musiker, der immer wieder mit dem von Daniel Barenboim und Edward Said gegründeten West-Eastern Divan Orchestra auftritt – einem Ensemble, das israelische und arabische Musikerinnen und Musiker zusammenführt. Kaum etwas verkörpert besser, was Kunst im besten Sinne leisten kann: Dialog ermöglichen, über Grenzen hinweg verbinden, Verständigung schaffen, wo Politik scheitert. Umso mehr beunruhigt es mich, dass Künstlerinnen und Künstler zunehmend unter Gesinnungsdruck geraten. Man beurteilt sie nach der Frage: Hast du dich distanziert? Hast du dich erklärt? Hast du die richtige Haltung? Wer hier nicht die „richtige“ Antwort gibt, riskiert Auftrittsverbote, Ausladungen, Ausgrenzung. Kunstfreiheit ist kein Nebenschauplatz. Sie ist ein Prüfstein unserer Demokratie. Wenn wir anfangen, Musikerinnen und Musiker für die Politik ihrer Heimatländer verantwortlich zu machen, dann bestrafen wir nicht Regierungen, sondern Individuen. Wir verraten die Idee von Kunst als Ort des Dialogs – und ersetzen sie durch Misstrauen. Was mir Sorgen macht? Dass wir uns daran gewöhnen könnten: an Ausladungen, an Störungen, an die Logik der Gesinnungsprüfung. Was mir Hoffnung macht? Dass es immer wieder Künstler wie Lahav Shani, Ensembles wie die Münchner Philharmoniker, Konzerthäuser wie den Wiener Musikverein gibt, die genau das Gegenteil leben – und zeigen, wie Brücken entstehen, wenn man einander zuhört.
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