Lobautunnel-Fahrplan

S1: Das sind die Zahlen hinter dem Riesen-Projekt

Wien
27.09.2025 06:00

Kaum ein Infrastrukturprojekt hat die Politik so zerrissen wie die S1 samt Tunnel. Das ist nun der Fahrplan für das Wiener Jahrhundertprojekt. Plus: Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) erläutert im „Krone“-Gespräch seine Beweggründe für den Baustart.

Jetzt ist es fix: Der Bund hat die Asfinag mit dem Bau der Wiener Außenringautobahn S1 beauftragt. Doch vom legendären Tunnel unter der Lobau ist vorerst keine Spur – gestartet wird mit einem Abschnitt im Marchfeld.

Das Milliardenprojekt in Zahlen
Geplant ist ein kompletter „Regionenring“ um Wien: rund 200 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen, die die Hauptstadt umschließen. Fast alles davon ist fertig – nur das Nordoststück fehlt. Genau dort soll die S1 die Lücke schließen, von Schwechat bis Süßenbrunn, inklusive einer Donauquerung im Tunnel. Gesamtlänge des letzten Teilstücks: 19 Kilometer, davon 8,3 Kilometer unterirdisch – und äußerst umstritten.

Baubeginn ist nicht morgen, sondern frühestens im Frühjahr 2026. Der Startabschnitt führt von Groß-Enzersdorf bis zum Knoten Süßenbrunn, 10,8 Kilometer lang. Kostenpunkt: 500 Millionen Euro. Fertig sein soll er 2032. Erst danach könnte der Tunnel folgen – wenn überhaupt. Denn über ihn entscheidet derzeit der Europäische Gerichtshof.

Für den Bau des ersten Abschnitts liegen bereits alle Genehmigungen rechtssicher und ...
Für den Bau des ersten Abschnitts liegen bereits alle Genehmigungen rechtssicher und unanfechtbar vor. Hier kann demnächst mit dem Bau begonnen werden. Heikel ist vor allem Bauabschnitt 2: Man rechne nicht vor 2030 mit einer finalen Entscheidung, sei aber zuversichtlich, dass der Abschnitt genehmigt werde.(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Milliarden, Einnahmen und die Volkswirtschaft
Das gesamte Projekt wird auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Bezahlt wird laut Asfinag aus Vignetten und Lkw-Maut, ohne Zuschüsse aus dem Bundesbudget. Befürworter verweisen auf Studien von WIFO und Eco Austria: Der volkswirtschaftliche Nutzen soll bei vier Milliarden Euro liegen.

Donaustadt: Hoffen auf Entlastung und Impulse
Klingt paradox, ist aber Realität: Ohne die S1 kommt auch der Wohnbau nicht vom Fleck. Für die Seestadt Aspern ist der Bau neuer Anschlüsse Bedingung, um Tausende Wohnungen genehmigen zu dürfen. Laut Stadt Wien hängen 55.000 Wohnungen am Projekt.

Aber es geht auch darum, den Verkehr aus den Wohngebieten zu bekommen. Schon der erste Abschnitt soll über 100.000 Menschen in Essling, Aspern, Breitenlee sowie in Raasdorf und Groß-Enzersdorf vom Durchzugsverkehr befreien. Lärmschutzwände von 20 Kilometern Länge, Grünbrücken für Wildtiere und sieben Gewässerschutzanlagen sollen die Nebenwirkungen abfedern.

Weitere Proteste fix
Gegner warnen vor Risiken für das Grundwasser und das Ökosystem im Nationalpark Donau-Auen. Studien des Umweltbundesamts mit TU Wien und TU Graz zeigen: Der Tunnel wäre die teuerste Variante – und könnte sogar mehr Schwerverkehr anziehen. Der eigentliche Knackpunkt bleibt der Tunnel. Frühester Baustart: 2030. Fertigstellung: frühestens 2040. Doch nur, wenn der EuGH und das Bundesverwaltungsgericht grünes Licht geben. Andernfalls bleibt der Ring weiter der „Unvollendete“.

Wie es zu der Entscheidung kam
„Die Lobau wird nicht angegriffen“

Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) erläutert im „Krone“-Gespräch seine Beweggründe, warum er nun der Baustart für die Wiener Südost-Umfahrung gegeben hat.

Anders als manche Aktivisten befürchten, werde die Lobau durch die Röhre überhaupt nicht angegriffen, so Hanke. „Der Tunnel wird vor dem Naturschutzgebiet beginnen und danach enden. Das sind acht Kilometer in bis zu 60 Meter Tiefe. Die laufen nicht über Wasserstrukturen, wo in irgendeiner Form ein Gefahrenpotenzial da ist.“

Minister Peter Hanke (SPÖ)
Minister Peter Hanke (SPÖ)(Bild: Jöchl Martin)

Vom Semmering bis zum Brenner hätten heimische Ingenieure bewiesen, wie Tunnelbau geht. „Das sind Erfolgsbausteine dieser Republik. Bei all diesen Projekten wurde der Naturschutz immer mitgedacht“, so der Minister. 

An der Röhre würden Wohlstand und Lebensqualität von letztlich vier Millionen Menschen im Ballungsraum Wien hängen. „Diese Lebensqualität kann ich nur erzeugen, wenn ich nicht wie jetzt bis zu fünfeinhalb Stunden auf der Tangente im Stau stecke. Das ist ein volkswirtschaftlicher Schaden von 500 Millionen Euro pro Jahr.“ Speziell die A23 soll durch den Tunnel stark entlastet werden.

Grüne Ex-Ministerin Leonore Gewessler: Schaden durch Stopptasten-Politik. Sie wird dennoch dafür ...
Grüne Ex-Ministerin Leonore Gewessler: Schaden durch Stopptasten-Politik. Sie wird dennoch dafür kaum belangt werden.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Ein Wermutstropfen bleibt: Obwohl Ex-Ministerin Leonore Gewessler durch ihre Stopptasten-Politik dem Steuerzahler großen Schaden zugefügt hat, wird die Grüne kaum belangt werden. Hanke will lieber nach vorne blicken und die „Fehler der Vorgängerregierung“ nicht näher kommentieren.

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