Die Luft wird dünner

Polit-Skandale erschüttern auch, aber nicht nur in Wahlkampfzeiten, das jeweilige Land. In den USA hat Donald Trump demnächst ein Amtsenthebungsverfahren wegen der Ukraine-Affäre am Hals. Die fragwürdige Art und Weise der Verharmlosungs- und Verteidigungstaktik seitens des US-Präsidenten kommen einem auch als gelernter Österreicher ziemlich bekannt vor. Um eine „Hexenjagd“ soll es sich angeblich handeln. Nicht jene, die für einen Skandal sorgen, sind das große Problem, sondern „Verräter“ und Medien, die einen Skandal veröffentlichen. Und natürlich diese lästigen bösen Demokraten, die sich deswegen erdreisten, ein Amtsenthebungsverfahren in die Wege zu leiten. Und trotzdem wirkt Donald Trump im Moment bei manchen Interviews, zumindest für seine Verhältnisse, ziemlich kleinlaut. Was angesichts der Schwere der Vorwürfe wahrlich kein Wunder ist. In der Kurzfassung geht es nämlich in Sachen Ukraine-Affäre um nicht weniger als Vertuschung und Amtsmissbrauch. In der schriftlichen Beschwerde des anonymen Hinweisgebers steckt wahrlich jede Menge Zündstoff. Der US-Präsident soll versucht haben, die Einmischung eines anderen Landes, der Ukraine, in den US-Wahlkampf 2020 zu erreichen. Laut einem mittlerweile aufgetauchten Gesprächsprotokoll soll Trump seinen ukrainischen Kollegen Selenskyj nachdrücklich dazu ermuntert haben, Ermittlungen über seinen vermutlich größten Konkurrenten Joe Biden einzuläuten, die diesem schaden könnten. Dabei geht es um frühere Geschäfte von Bidens Sohn in der Ukraine. Donald Trump weht also ein Jahr vor den US-Wahlen ein ziemlich rauer Wind um die Nase. Die Luft wird dünn und dünner. Auf jeden Fall könnte es jetzt ziemlich eng für Trump werden. Aber auch für Joe Biden dürfte die Angelegenheit alles andere als ausgestanden sein. Freilich, wie die Sache letztlich ausgeht, steht noch in den Sternen. Und bis dahin gilt selbstverständlich – auch wenn es einem manchmal noch so schwerfällt – die oft strapazierte Unschuldsvermutung.