Das freie Wort

In geheimer Sitzung

Die EZB hat also beschlossen, Weihnachten 2019 auf den September vorzuverlegen, um uns Europäern die nächste Bescherung zukommen zu lassen. In geheimer Sitzung, quasi ein Kaffeekränzchen nicht gewählter und überbezahlter Notenbanker, hat man sich in konstruktiven Gesprächen und nach hartnäckigen zähen Verhandlungen schweren Herzens dazu durchgerungen, uns Steuerzahler ein weiteres Mal Milliarden blechen zu lassen. Für etwas, das ganz eindeutig andere verbrochen haben und daher auch selbst auszulöffeln hätten. Natürlich, wie im Falle all der anderen europäischen Fragwürdigkeiten und Verantwortungslosigkeiten, ganz ohne Genierer. Das Packerl, das die EZB da in offenbar vorweihnachtlicher Stimmung liebevoll geschnürt hat, ist genaugenommen ein Paket. Nämlich das mittlerweile insgesamt sechste Bankenrettungspaket. Da Banker ja nicht völlig verrückt und sich der Tatsache bewusst sind, dass so eine Entscheidung mal wieder ziemlich viel Staub aufwirbeln würde, hat man die grandiose Idee, es einfach GLRG III zu nennen. Denn bei so einem Kürzel kann sich niemand vorstellen, worum es eigentlich geht. Wo kämen wir denn da hin, wenn man sich als Notenbanker gegenüber einfachen Bürgern für seine Entscheidungen rechtfertigen, sich vielleicht auch noch öffentlich entschuldigen und den angerichteten Schaden selbst ausbaden müsste. Da hängt man doch viel lieber jeden Schaden den gutgläubigen Steuerzahlern um. Ist schließlich aus Banker-Sicht ein herrliches wiederkehrendes Ritual. Alles andere, also Ehrlichkeit, wäre ja nur kontraproduktiv, weil es nur Staub aufwirbeln und für Unruhe sorgen könnte. Warum also zugeben, dass man als EZB seit zig Jahren nichts anderes macht, als Gewinne von Banken zu privatisieren und Verluste von Banken zu solidarisieren. Ein System, das mit vollem Einsatz und totaler Leidenschaft Spekulanten, Banker und Banken unter Artenschutz stellt, während es heimlich, still und leise Normalbürger in die Altersarmut treibt, muss schließlich auf jeden Fall erhalten werden. So und nicht anders sieht es jedenfalls die abgehobene Zockerbranche. Als Bürger kann und muss man dieses Geldsystem leider ohne Übertreibung als pervers bezeichnen. Dann warten wir mal ab, wann die Politik endlich mit Pauken und Trompeten den längst überfälligen Alarm schlägt und sich schützend vor uns Bürger stellt!

Christian Stafflinger, Linz

Erschienen am Di, 27.8.2019

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