„Krone“-Kommentar

Die Leuchtende und der Großinquisitor

Kolumnen
15.05.2024 18:00

Der Name Lena stammt aus der Keltenzeit und er bedeutet die „Leuchtende“. Die Volksgruppe aus der Eisenzeit beherrschte Europa in den vier Jahrhunderten vor Christi Geburt.

Lena Schilling ist jung. Ziemlich jung: 23! Geboren am 8. Jänner 2001 gehört sie der Generation Z an. Eine deutsche Meta-Studie beschreibt die Gen Z als sicherheitsbewusst, erfolgsorientiert, wissbegierig und mit ziemlicher Nähe zur Digitalisierung. Gerechtigkeit, Toleranz und Harmonie sind extrem ausgeprägt. Die Generation Z will klare Trennungen zwischen Privatleben und Beruf.

Lena Schilling, die Spitzenkandidatin der Grünen, wirkt inmitten der anderen schon ziemlich angegrauten und blassen Kandidaten für die EU-Wahl in der Tat wie eine Leuchtende: Wortgewandt. Beschlagen. Verständlich. Klar. Begeisternd. Ohne Worthülsen und Schachtelsätze.

Als Kolumnistin der „Kronen Zeitung“ schrieb sie bis zu ihrer politischen Kür für ein Millionenpublikum, die Kolumnen waren perfekt, klar, verständlich, auf den Punkt gebracht.

Vielleicht mag das einer der Gründe sein, irgendeinen Großinquisitor auf die junge Frau anzusetzen. Die mediale Hexenjagd auf Lena Schilling erinnert an die schrecklichen Zeiten der Geschichte: Zensur, Paranoia, Folter, Vertreibung, Verfolgung. Die Hinrichtung findet heutzutage zur besten TV-Sendezeit am Abend statt.

Bei Lena Schilling geht es nun nicht um den Abfall vom rechten katholischen Glauben, sondern um ein paar flapsige Erzählungen über angebliche Pantscherln, wie sie wohl in jeder größeren Gruppierung vorkommen, ein Geschwätz eben, wie es so viele gierig in den „Seitenblicken“ unter dem Titel „Wer mit Wem?“sehen wollen. 50 angebliche Zeugen hat der Großinquisitor einer Zeitung verhört, herausgekommen sind Belanglosigkeiten, kein Zusammenhang mit der Politik.

Die Geschichte verzeichnet drei Prominente als echte Opfer einer gezielten Verleumdungskampagne: Die Landeshauptleute Franz Schausberger, Gabi Burgstaller und Erwin Pröll versuchten sich sogar mit Anwälten gegen die übel riechenden Sätze aus den stinkenden Jauchegruben der politischen Gegner zu wehren.

Nach der Generation Z folgt Alpha, jene Gruppe, die ab 2010 zur Welt gekommen ist und komplett mit Social Media, Google Maps und Netflix aufwachsen wird.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da irgendjemand für eine politische Kandidatur findet.

Die Zeit der angegrauten, blassen, älteren Kandidaten wird wohl noch länger nicht vorbei sein.

Das war vermutlich der Zweck der miesen Aktion.

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