Das freie Wort

Ist Afghanistan sicher?

Dank der „Krone“-Videoreportage von Herrn Bischofberger geraten die Zustände in Afghanistan ins mediale Rampenlicht, welches uns die Frage beantworten soll, ob abgelehnte oder straffällige Asylwerber aus Afghanistan wieder in ihr Heimatland abgeschoben werden sollen bzw. dürfen. Die Frage, ob wir Menschen in ihr Heimatland zurückschicken können, erscheint wohl zu eng gefasst. Vielmehr sollte die Frage gestellt werden, wieso wir überhaupt Menschen zurück nach Afghanistan schicken müssen und warum die Abgeschobenen eine derart weite Reise unternommen haben, um in unser Land zu gelangen. Es sind zumeist die stärksten jungen afghanischen Männer, die bei uns um Asyl ansuchen. Dafür gibt es viele Gründe (Wehrdienstpflicht, Druck der Familie hinsichtlich Geldbeschaffung, Clan-Streitigkeiten, religiöser Terror etc.), aber nur wenige dieser Gründe rechtfertigen ein Asylverfahren. Bürgerkrieg, wie er in Teilen Afghanistans herrscht, ist zum Beispiel in der Regel kein Asylgrund im Sinne der Flüchtlingskonvention, und auch die Gefahr, in die Armee eingezogen zu werden, reicht nicht dafür aus. Bei all den freiwillig von uns übernommenen Zuständigkeiten hinsichtlich Afghanistans, für die wir absolut keine Verantwortung tragen, muss wohl festgestellt werden, dass es schlussendlich auch an den Afghanen selber liegen muss, inwieweit ihr Land endlich wieder befriedet werden kann. Die Taliban sind ja auch Afghanen und keine ausländische Besatzungstruppe, und es sollten Afghanen sein, die sich über religiöse und ethnische Grenzen hinweg die Hände zu reichen haben, um dauerhaften Frieden zu schließen. Wenn immer nur weggerannt wird und wenn immer nur die Besten woanders ihr Glück versuchen und dabei auch noch von uns unterstützt werden, wird aus Afghanistan wohl nie wieder etwas. Dieser Gedanke sollte uns bei der Suche nach Lösungen des afghanischen Problems leiten. Afghanistan wäre viel sicherer, wenn die Afghanen selbst endlich wieder mehr Verantwortung für das Schicksal ihres Landes übernehmen würden.

Martin Krämer, per E-Mail

Erschienen am Fr, 15.2.2019

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