Der Wilde wohnt zwar auf einer unentdeckten Südseeinsel, spricht aber einen satten österreichischen Dialekt. Das ist Häuptling Abendwind, der von Stefan Matousch wunderbar zur österreichischen Seele ausgebildet wird, die mit Qualtinger, Mundl & Co verwandt ist. Mit deutschtümelnder Glattheit - fein einstudiert von Vasilij Sotke - kontert ihm Biberhahn der Heftige. Der Häuptling der Nachbarinsel ist Gast, der bewirtet werden muss. Doch die Pfannen des Kochs (Erich Josef Langwiesner) sind leer.
Gefüllt werden sie normalerweise mit Gulasch aus Menschenfleisch. Da kommt ein Fremdling gerade recht. Konstantin Bühler ist ein Charmebolzen, in den sich Atala, Abendwinds Tochter natürlich verliebt. Barbara Novotny als Atala tanzt im Tutu, kann gut singen und rückt die Burleske glaubhaft an ihre Quelle heran. Nestroy ließ sich nämlich von einer Operette inspirieren. Dem Ursprungscharakter geben auch die viele Gesangsnummern mit Showcharakter nach, die Regisseur Gall‚ dem großen Fressen gegenüberstellt. Die flotte Musik kommt live vom vierköpfigen Orchester.
Insgesamt ist dieser „Häuptling Abendwind“ eine bunte Show, die schauspielerisch gekonnt ein Gedankenexperiment durchexerziert: Die Politik kocht ihr Volk ein, um es dann zu fressen. Das meinte zumindest Nestroy.
Nächste Vorstellungen: 28. 9. und 2., 20. 10.
Foto: Brachwitz
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