Als Hannibal Lecter sich 1991 mit dem denkwürdigen, doppeldeutigen Satz "I have an old friend for dinner" (Ich habe einen alten Freund zum Abendessen) aus Jonathan Demmes Klassiker "Das Schweigen der Lämmer" verabschiedete, war dies ein großartiger Abgang für den Star unter den Serienmördern. Das Faszinosum Lecter als blutgieriger Schöngeist und postmodernes Genie des Bösen wurde von Anthony Hopkins kongenial verkörpert, zynisch, grausam und manipulativ.
Als Mann von exquisiter Bildung und Lebensart - selbst bei der Zubereitung seiner Beute - ist man ihm Jahre nach seiner Flucht wieder begegnet. Zunächst in Thomas Harris' 500-Seiten-Roman "Hannibal", dann in Ridley Scotts Leinwand-Adaption (2001). Als Harris den Psychiater Dr. Hannibal Lecter in "Roter Drache" einführte, war dies ein sensationeller Clou: Der gefährliche Serienmörder half dem FBI bei der Fahndung nach einem Serienkiller. Auch in Michael Manns Verfilmung "Blutmond" (1986) hatte Lecter (Brian Cox) noch nichts von einem animalischen Reißer.
Das Neue an Harris' ausgiebig recherchierten Romanen war, dass sie das Innenleben pathologischer Serienmörder erkundeten. Was damals weitgehend noch unbekannt war, schwere psychische Deformationen als Folge traumatisierender Kindheitserlebnisse, ist jedoch mittlerweile auf Klischees verkürzt. Auf diese Weise wird nun auch "Hannibal The Cannibal" vom Mainstream ausgeschlachtet.
Alle Bilder (c) TOBIS Film
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