Hitzige Debatte

Das sagen Experten über Schächtungen in Österreich

Tierecke
06.09.2017 12:13

Die Ausgangslage ist klar: Schächten ist nicht erlaubt- außer dort, wo es ausdrücklich genehmigt ist. Und das ist auf Wiesen und in Hinterhöfen eindeutig nicht der Fall. Es handelt sich also um ein klares Gesetz - damit könnte die Diskussion hier bereits beendet sein. Das ist sie aber nicht - die "Krone" hat verschiedenste Experten zum Thema befragt.

Aber: Derzeit kommt es einem fast vor, als verginge kein Tag ohne Meldung über illegale Schächtungen. Allein in der Steiermark, allein seit dem letzten Freitag: Zwei Schafe, sechs Ziegen tot in Heiligenkreuz, fünf weitere Tiere konnten gerade noch von der Polizei gerettet werden. Bei Gleisdorf waren schon vier Schafe "in Vorbereitung"...

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Von einer Betäubung keine Spur, die Messer oft genug mit stumpfer Klinge, wie lange man da säbeln und reißen muss, wie das Blut spritzt, die Panik - man mag es sich gar nicht vorstellen. Wie die einzelnen Instanzen das sehen, lesen Sie in den Beiträgen. Auf Leserbriefe sind wir gespannt.

Tierwohl hat in Österreich hohen Stellenwert
Bei allem Respekt für fremde Kulturen und Religionen: Unsere Gesetze sind von allen zu respektieren. Und es ist zur Kenntnis zu nehmen: Tierwohl hat bei uns einen hohen Stellenwert. "Aber wie es auf den Schlachthöfen zugeht!", wird manch einer jetzt vielleicht einwerfen. Recht hat er. Daher gilt für offizielles Schlachten genauso wie für illegales Schächten und Tierquälerei generell: Es gehört aufgeklärt - und abschreckend scharf bestraft. Nichts ist schlimmer als Tierleid schlicht "einreißen" zu lassen - oder einfach zu kapitulieren.

Christa Blümel, Monika Krisper & Alexander Petritsch, Kronen Zeitung

Franz Titschenbacher, Bauern-Chef: "Was illegal ist, verurteile ich ebenso wie die Kammer. Ich setze auf Bewusstseinsbildung, erst in unseren letzten Landwirtschaftlichen Mitteilungen war wieder ein klarer Artikel dazu. Schächten ohne Genehmigung ist illegal und muss daher geahndet werden - das muss jedem Anbieter klar sein."

Prof. Kurt Remele, bekannter Tierethiker: "Historisch gesehen war das Schächten sogar ein Fortschritt, da es mit dem Ausbluten relativ schnell ging; vorher hatte man nur irgendwie auf das Tier eingedroschen. Aber das ist eben altertümlich - heute kann von einer zeitgemäßen Methode wohl keine Rede mehr sein. Und wildes Schächten ohne Betäubung, bei dem Tiere traktiert werden, ist Tierquälerei. Grundsätzlich wäre zu wünschen, es gäbe mehr Vegetarier - und weder Schlachten noch Schächten."

Leo Josefus, Landespolizeidirektion: "Ganz egal, ob Mensch oder Tier in Gefahr sind - kommt eine Anzeige, muss die Polizei sofort handeln, und das wird natürlich auch gemacht. Dabei wird zwischen Mensch und Tier kein Unterschied gemacht, beide sind gleichgestellt, Tiere werden also sicher nicht nachrangig behandelt. Liegt die Vermutung der Tierquälerei vor, wird von der Polizei auch sogleich der zuständige Amtstierarzt informiert und zum Ort des Geschehens hingebeten."

Dr. Peter Wagner, steirischer Landesveterinär: "Schächten ist nur mit Betäubung in zertifizierten Schlachteinrichtungen erlaubt. Von uns ist ein Erlass an alle Bezirkshauptmannschaften gegangen, dass man erhöhte Aufmerksamkeit auf dieses Thema richten muss, wir haben zudem die Polizei informiert. Die Amtstierärzte sind angehalten, auf gemeldete Verdachtsfälle umgehend zu reagieren, um Tiere vor illegaler Schächtung zu retten."

Dr. Herfried Haupt, Amtstierarzt: "Eine deutsche Studie, die sich auf Schafe bezieht, sagt, dass die Zeitspanne bei einer professionellen Schächtung zwischen dem Schnitt und dem Bewusstseinsverlust - dem Ende der Schmerzen - ungefähr 22 Sekunden beträgt. Bei manchen Tieren hat es aber sogar bis zu zwei Minuten gedauert, bei anderen weniger. Passiert das illegal und mit schlechtem Werkzeug, leidet das Tier große Qualen. So etwas soll mit unseren Gesetzen verhindert werden."

Fikret Fazlic, Imam islamisches Kulturzentrum Graz: "Es ist sehr traurig, über illegale Schächtungen hören zu müssen. Das wirft natürlich auch kein gutes Licht auf uns. Ich und meine Gemeinde, und ich denke auch die anderen in Graz, achten die österreichischen Gesetze und wir Imame appellieren, keine illegalen Schächtungen durchzuführen. Wir würden aber gerne mit der Regierung daran arbeiten, wie wir unseren Glauben freier ausüben dürfen."

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