Nachhaltiges Modell

Tirolerin “verkuppelt” Hühner und Eier-Konsumenten

Tierecke
12.06.2017 09:51

Die originelle Geschäftsidee von Gerda Rebitsch aus Brixlegg in Tirol bringt Mensch und Natur wieder enger zusammen. Glücklich, wer einen Vogel hat.

"Ottilie" mit dem lustigen Schopf am Kopf ist eine Sulmtaler Henne. "Henriette" legt grüne Eier - nicht nur zu Ostern. Und "Berta" gehört zu den verlässlichsten Eierlieferantinnen am Hof von Gerda Rebitsch im Tiroler Unterland. 180 Hennen samt flauschigem Nachwuchs und 20 imposante Hähne leben hier. Ein kleines Paradies mit einer weitläufigen und naturbelassenen Wiese, mit schattigen Plätzen unter Bäumen und Sträuchern, mit Verstecken, wo das bunte Federvieh gerne Siesta hält.

Ein Zeichen gegen Massentierhaltung
"Ottilie", "Henriette" und "Berta" sind glückliche Hühner. Sie dürfen leben, wie es ihrer Natur entspricht. Ihr Glück teilen sie mit ihren Paten: Familien aus der Umgebung, die sich ein Huhn mieten und stolz darauf sein dürfen, einen Vogel zu haben. "Vor drei Jahren habe ich mit der Hühnerhaltung angefangen, weil ich ein Zeichen gegen Massentierhaltung, das Schreddern männlicher Küken und andere Grausamkeiten setzen wollte. Beim Eierverkauf wurde mir aber rasch klar, wie sehr der Markt Schwankungen unterliegt. In einer Woche hätte ich dreimal so viele Eier verkaufen können, in der nächsten blieb ich darauf sitzen", beschreibt Gerda Rebitsch.

"Beziehung" zwischen Huhn und Mensch
Doch die studierte Kommunikationswissenschafterin mit Marketingerfahrung aus der Modebranche löste ihr Henne-Ei-Problem auf bestechend einfache und weitsichtige Weise. Sie verkuppelte Mensch und Tier, und stellte so jene Beziehung her, die aus Käufern bewusste Konsumenten macht. "Jeder kann sich bei uns ein Huhn aussuchen, ihm einen Namen geben und regelmäßig Eier von dieser Rasse beziehen. Wir garantieren dafür natürliche Haltung", beschreibt die Tirolerin das System. Doch damit nicht genug!

Auch alte Rassen sind willkommen
Rebitsch führt den Nachhaltigkeitsgedanken konsequent weiter. Auf ihrer Arche Noah leben neben den bekannten Legehennen immer mehr alte Zweinutzrassen, für die die industrielle Landwirtschaft keine Verwendung hat. Da trifft Altsteirer auf Tiroler Gockel. Da scharrt und pickt Sulmtaler Henne neben Araucana-Grünleger, deren farbige Eier die Kunden begeistern. Sie alle legen weniger Eier als Hybridhennen, dafür sind sie von robuster Natur und sorgen regelmäßig für Nachwuchs.

"Den Kreislauf der Natur nachhaltig leben"
Wer bei Rebitsch ein Huhn mietet, bekommt viel für 15 bis 30 Euro Eiergeld im Monat (exklusive 10 Euro Ankaufkosten). "Wir versuchen, den Kreislauf der Natur nachhaltig zu leben. Das schafft Wertschätzung für die Tiere und für naturnahe Landwirtschaft", begründet die 36-Jährige den Preis. Doch ihre Mission ist noch nicht erfüllt. Nächstes Projekt ist ein Bauernladen im Zillertal. Und da ist noch die Aufgabe, die Kunden zu überzeugen, dass auch Hähne gutes Fleisch liefern. Das ist wichtig, damit am Hof das Gleichgewicht gewahrt bleibt.

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

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