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Fesselnder Open-World-Hit: “Horizon: Zero Dawn”

Spiele
24.02.2017 10:53

Wenn in einer fernen Zukunft in den überwucherten Ruinen der Moderne in Felle gehüllte Stammeskrieger Jagd auf mechanisches Hightech-Wild machen, kann man den Schöpfern dieser Welt nicht vorwerfen, sie hätten keine neuen Ideen. Tatsächlich versucht sich Guerrilla Games ("Killzone") in "Horizon: Zero Dawn" an etwas ganz Neuem: einem Open-World-Abenteuer statt eines Shooters. Und das ist richtig gut geworden - nicht nur dank der Robo-Dinos.

Müsste man das Neue mit dem Vorhandenen beschreiben, wäre man versucht, Sonys neuen PS4-Exklusivkracher "Horizon: Zero Dawn" als technikschwangeren Mix aus "Far Cry: Primal", "Monster Hunter" und einer Prise "Dragon Age" zu klassifizieren.

Spannende Story über Mensch und Maschine
Die unkonventionelle Story um das in Fell und Leder gehüllte Jägermädel Aloy, das schon in jungen Jahren die Macht der Maschinen entdeckt und fortan auf der Suche nach Antworten nach ihnen jagt, dient als Unterlage für bewährte Mechaniken anderer Open-World-Spiele und RPGs.

Erzählt wird "Horizon: Zero Dawn" einerseits in spektakulär gemachten Zwischensequenzen, andererseits in einer Vielzahl von Multiple-Choice-Dialogen, in denen man Aufträge erhält, sich über die im Spiel kultisch verehrte Urmutter unterhält oder NPCs nach Hintergründen aushorcht.

Die Erzählung kommt etwas langsam in Gang, bildet aber ein stimmiges Rahmenwerk - auch dank liebenswerter Charaktere mit Beziehungen, Geheimnissen und einer gewissen Tiefe. Man operiert hier zwar nicht am Story-Niveau eines "Mass Effect", aber auf sehr hohem und unterhaltsamem Niveau.

Spielspaß für Dutzende Stunden
Spielerisch funktioniert "Horizon: Zero Dawn" ziemlich gut. Schon die Hauptquests fesseln viele Stunden, mit den teils etwas generischen Nebenaufgaben kann man Dutzende Stunden Spaß in der Welt der Robo-Wildnis haben.

Wobei hier selbst "generische" Aufgaben à la "Erobere einen Turm und decke damit einen Teil der Karte auf" mitunter witzig gelöst werden - etwa, wenn der Turm auf mechanischen Beinen durch die Landschaft schreitet und man nie so genau weiß, wo man ihn am besten erklimmt.

Aloy selbst pirscht durchs hohe Gras, kraxelt auf Bäume und Berge, lockt ihre mechanischen Widersacher in Fallen, erlegt sie gezielt mit Speer, Bogen oder anderen zumeist auf den ersten Blick eher altertümlich anmutenden Waffen. Dabei nutzt sie ein elektronisches Artefakt, um den Maschinen einen Schritt voraus zu sein und ihre Umwelt nach nützlichem zu scannen.

Das erinnert ein wenig an die Hexersicht aus "The Witcher 3" und macht sich sehr gut im Spiel - sei es, um bei Quests nach dem benötigten Gegenstand zu suchen, die Laufwege von Maschinen vorherzusehen oder um deren Schwachstellen zu identifizieren.

Intuitives Crafting, Talentsystem und Power-ups
Auf ihrer Reise nutzt Aloy die künstliche Fauna und ihre Umwelt als Quelle für allerlei Dinge. In einem intuitiven Crafting-System werden aufgesammelte Gegenstände wie Spritbehälter mit anderen Teilen wie Stäben oder Draht kombiniert, um praktische Helfer wie Elektrofallen oder Brandpfeile herzustellen. Etliche verschiedene Waffen, Rüstungen und Tränke gilt es ebenfalls zu bauen oder beim Händler zu erkaufen.

Ebenfalls vorhanden: Mit jedem Level-Aufstieg gibt es freischaltbare neue Fähigkeiten, die Aloys Fähigkeiten als Jägerin, Kriegerin oder Maschinenexpertin steigern und beispielsweise die Zeit verlangsamen, wenn sie im Sprung mit dem Bogen zielt.

Diese Features sorgen gemeinsam mit den vielen Items im Spiel und aufrüstbaren Waffen sowie Rüstungen für viel Raum zum Experimentieren und lassen die Heldin im Spielverlauf immer stärker werden.

Fesselndes Maschinenjäger-Gameplay
Das Gameplay vermittelt ein fesselndes Jagdgefühl, die Steuerung geht gut von der Hand. Das Kampfsystem mit seinem Mix aus Pirschen, Gegner in die Falle locken und Nah- und Fernkampffähigkeiten ist atmosphärisch, fügt sich sehr gut in das Jagdszenario ein.

Kommt es zum Kampf mit einer Maschine, sind überdies Reflexe gefragt: Die Robo-Fauna orientiert sich in ihrem Verhalten nämlich an den realen Vorbildern. Wer eine Herde hirschartiger Maschinen aufschreckt, muss damit rechnen, zertrampelt zu werden, wenn er nicht rechtzeitig türmt.

Wenn man "Horizon: Zero Dawn" etwas ankreiden könnte, wären es das ressourcenfressende Schnellreisesystem und die weiten Laufwege in den Weiten seiner Welt. Aber auch das ist nicht so schlimm, immerhin darf man im Spielverlauf pfeilschnelle Robo-Rösser zähmen.

Herrliche Optik mit viel Weitsicht
Wo "Horizon: Zero Dawn" wirklich brilliert: bei der Optik. Selten hat eine Wildnis auf der PS4 schöner ausgesehen, auf der PS4 Pro und 4K-Fernsehern schinden die Entwickler sogar noch ein Eutzerl mehr Details aus dem Game.

Vor allem die optische Abwechslung gefällt: Üppige Urwälder reihen sich an Berge, Wüsten und Ruinen moderner Gebäude, darunter verwittern Tunnel voll blinkender und leuchtender Elektronik.

Das Game bietet beeindruckende Weitsicht, schöne Wetteranimationen, detailliertes Spiel von Licht und Schatten, scharfe Texturen und sauber animierte und detaillierte Charaktermodelle. Vor allem die Maschinen sind toll gelungen, bei Menschen hat man hie und da aber schon lebensechtere Gesichter und sauberere Lippensynchronisation gesehen. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau.

Sauber vertont, stimmiger Soundtrack
Akustisch gibt’s auch kaum etwas zu bemängeln. Der Soundtrack fügt sich stimmig ins Spielgefühl ein, nur hie und da schießt die Spielmusik beim Pathos etwas übers Ziel hinaus - etwa, wenn man unter epischen Klängen eigentlich unspektakuläre Dinge erledigt, zum Beispiel eine Wildsau für die Nebenquest schießt. Die Synchronisierung ist auch in der deutschen Version gut gelungen, die Sprecherwahl passt gut.

Fazit: Am Ende macht "Horizon: Zero Dawn" nichts wirklich besser als andere hochkarätige Open-World-(Rollen)spiele. Es macht aus bewährten Mechaniken aber ein tolles Gesamtpaket. In Kombination mit der unkonventionellen und fremdartigen Spielwelt weiß das Game dank tollem Spielgefühl, hübscher Optik und reichlich Umfang hervorragend zu gefallen. Die paar Kleinigkeiten, die man ihm ankreiden könnte, seien als Kritik auf sehr hohem Niveau verstanden.

Plattform: PS4
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 9/10

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