Siebentes Album

Garish feiern Jubiläum mit dem “schwarzen Kater”

Musik
30.01.2017 16:03

Der Sound klingt vertraut, auch die Wortspiele sitzen - und doch ist da mehr, als es zunächst den Anschein hat: Garish sind mit einem neuen Album zurück und haben sich, wieder einmal, neu erfunden. "Komm schwarzer Kater" ist das gelungene Beispiel dafür, dass man auch nach 20 Jahren im Geschäft überraschen kann. Auch wenn die äußeren Umstände nicht gerade einladend wirken.

kmm

Inhaltlich sind die zehn Stücke nämlich geprägt von den politischen Ereignissen der vergangenen Monate. Verfolgt man die Berichterstattung in jüngster Zeit, könne man durchaus den Eindruck bekommen, "dass die Welt irgendwie Kopf steht und mittlerweile alles salonfähig und möglich ist", so Sänger Thomas Jarmer im APA-Interview. "Dass also jede Absurdität auf einmal Wirklichkeit werden kann. Was macht das mit dir? So sind die Reize, die bei den Texten üblicherweise im persönlichen Bereich stattfinden, diesmal anders."

Politik ist unsexy
Herausgekommen ist aber keineswegs eine pessimistische Platte. "Im Kern geht es um den beherzten Schritt vorwärts, bevor man mit dem Rücken zur Wand steht", unterstrich Jarmer. Bis dahin war es allerdings kein kurzer Weg. "Ich musste mich erst an einer gewissen moralistischen Attitüde abarbeiten. Über Politik zu schreiben, ist eigentlich unsexy." Erst mit der Zeit sei dann aus einem kämpferischen der "spielerische Umgang" entstanden. "Man hat das Gefühl, fähig zu sein, wieder klare Sicht auf die Dinge zu gewinnen, sie debattieren und einordnen zu können."

Musikalisch findet das eine ziemlich abwechslungsreiche Entsprechung, die weit über das übliche Indie-Vokabluar hinausgeht. Bei Stefan Deisenberger in Wien aufgenommen, sind so Sounds entstanden, die sich von hinten anschleichen und mit der Zeit immer mehr von sich preisgeben. Da spielen Tasteninstrumente ebenso eine zentrale Rolle wie der Umgang mit Rhythmik und sind die Stimmen an allen Ecken und Enden zu vernehmen, mal lauter und direkter, dann als integraler Bestandteil der Klangfläche.

Den anderen finden
Für dieses Endergebnis musste das Quartett sich auf ein gemeinsames Vokabular einigen. "Jeder wächst auf seiner musikalischen Schiene zu etwas anderem heran", meinte Jarmer dazu. "Das zu bündeln, ergibt immer wieder etwas Neues." Bei den Aufnahmen ging es dann um die Suche nach der richtigen Umsetzung. "Teilweise waren die Songs fertig, aber bei den Sounds waren wir uns nicht ganz sicher", erklärte Gitarrist Julian Schneeberger. Gerade die Auseinandersetzung mit Produzent Deisenberger, mit dem die Gruppe erstmal gearbeitet hat, sei da lohnend gewesen. "So lernt man neue Facetten an sich kennen, die man bisher noch nicht bedacht hat."

Wenig Gedanken verschwendet die Gruppe an das 20-jährige Jubiläum, das man heuer begeht. "Über die Zahl denken wir weniger nach, über die Zeit schon", so Jarmer. "Wir sind nicht unbedingt die Jubiläumstypen, das Thema ist recht schnell abgefrühstückt. Aber man nimmt schon wahr: Man hat jetzt mehr Zeit mit der Band verbracht als ohne", lachte der Sänger. "Eigentlich haben wir uns aber mehr auf die Platte konzentriert." Immerhin falle es ihm mittlerweile leichter, "der eigenen Intuition zu trauen".

Härtere Arbeit
Gleichzeitig unterstrich Schneeberger, dass der Stellenwert heutzutage ein anderer sei. "Früher war es einfacher, sich Zeit zu nehmen", sprach er das Bandleben per se an. "Jetzt ist es ein ganz anderer Aufwand, den man bereit sein muss, in Kauf zu nehmen, will man das Ding auch wirklich durchziehen - wie diese Platte zum Beispiel. Mit 25 ist das natürlich leichter als mit 35, lebensphasentechnisch. Aber es zeigt auch, wie wichtig dir das ist. Vielleicht ist es jetzt mehr wert aus diesem Grund. Das ist jedenfalls eine schöne Denkweise für mich."

So blieb die Band immer am Ball, hat sich mit jeder Platte in gewisser Weise neu definiert und positioniert. Für Jarmer ist das auch Ausdruck "der Summe an Erfahrungen", die in knapp zwei Jahrzehnten gesammelt wurden. "Dass es immer wieder auch etwas Neues herauszufinden gilt für einen selbst und so manchen Schlagabtausch untereinander." Er habe jedenfalls nie das Gefühl gehabt, "dass wir den Zenit überschritten haben, oder dass es eine Phase gegeben hat, wo man sagte: Da ging es einfacher, jetzt ist es nur schwierig. So ist es nicht. Der große Gewinn ist das Gefühl zu haben, es ist nach oben offen."

Erfolgreiches Pingpong
Davon abgesehen könne man "aus der eigenen Haut eh nicht heraus", schmunzelte Jarmer. "Wir haben uns nie wirklich auf die Art und Weise aus dem Fenster gelehnt, wo wir gesagt hätten: Das war definitiv über die rote Linie." Natürlich habe es Dinge gegeben, die man im Nachhinein anders gemacht hätte. "Aber in der Phase selbst waren wir immer in unserem Rahmen", gab er zu bedenken. Man konnte sich austoben, weil man wusste: "Es gibt das Regulativ untereinander, diese Institution. Dieses Pingpong-Spiel auszunutzen, ist der große Luxus dabei."

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