Jüngeren Semestern dürfte die vielköpfige Gruppe rund um Mastermind Todd "Speech" Thomas vielleicht kein Begriff mehr sein. Daher hier kurz die wesentlichsten Fakten: Als erster Hip-Hop Act überhaupt gewannen Arrested Development den Grammy für den besten Newcomer und ebneten damit den Weg für Acts wie die Black Eyed Peas oder Outcast. 1995 folgte dann das vorzeitige Aus der Band, ehe sie sich wortgewaltig 2004 mit "Among the trees" zurückmeldeten.
Jetzt liegt der neue Longplayer der Hippie-Hip-Hopper vor. Im Vergleich zum vorigen Silberling klingen die insgesamt 14 Songs wesentlich altmodischer (im Sinne von "Oldschool"), was auf den vermehrten Einsatz von Samples und Scratches zurückzuführen sein dürfte. Eine Rückkehr zu den Wurzeln also. Musikalisch festzunageln ist die Truppe aber immer noch nicht: Unter dem Überbegriff "Hip Hop" bieten Arrested Development eine breite Mischung aus Folk, Soul, Funk und Reggae. Das Resultat mag für viele unter Umständen zu poppig klingen, an der Tatsache, dass die Songs den Arsch zum wackeln bringen, ändert das aber auch nichts.
So zaubert bereits der Opener "Since the last time" alten Hip-Hop-Hasen ein breites Grinsen ins Gesicht. Ein smoothes Piano und ein schön drückender Bass verleiten zum Kopfnicken. Gleiches gilt für Miracles, eine funkige Uptempo-Nummer mit - um in der Hip-Hop-Sprache zu bleiben - fetten Scratches. "Heaven" hingegen drosselt das Tempo ein wenig und überzeugt durch die souligen Vocals von Sängerin Eshe. "Sau Paulo" und "Strand" bringen schließlich mit viel Funk den Sommer zurück in den CD-Player.
Mit "It's time" findet sich ein weiterer Höhepunkt des Albums, was nicht nur am Beat, sondern vor allem an der ins Ohr gehenden Hook des Songs liegt. "Inner City" hingegen geht "back to the Oldschool": Der Song steht in der Tradition der klassischen B-Boy-Tracks und wartet mit einer abgefahrenen Sample-Mischung auf. Mit "I Know I'm Bad" zeigen sich Arrested Development schließlich von ihrer bösen Seite: Der treibende Beat weckt Assoziationen an Public Enemy und Speech beweist erneut, dass er - trotz der vielen Singerei - das Rappen noch nicht verlernt hat.
Ebenfalls noch unbedingt erwähnenswert ist die Schlussnummer "Nobody believes me". Hier stimmt einfach alles: pumpender Beat, geniales Vocal-Sample im Refrain und der sich dem Rhythmus nahtlos anpassende Flow von Speech und Kollege One Love.
Fazit: Es geht also doch ohne Schwanzlängen-Vergleiche und den ständigen Bezug zu Gewalt, Kriminalität und Co. "Since the last time" ist ein durchwegs positives Album, das einfach gute Laune macht. Wer die Truppe zuletzt im Wiener Birdland bewundern konnte, der weiß, dass Arrested Development diese Freude auch zu vermitteln wissen. Zum Schluss saß niemand mehr ruhig auf seinem Sessel. Es ist anzunehmen, dass es beim Gig am 12. November in der Wiener Arena nicht anders sein wird. Tickets bekommst du über den Link in der Infobox.
9 von 10 schön-dass-ihr-wieder-da-seid-Punkten
von Sebastian Räuchle
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