Bisher 650 Plätze

Kirche öffnet ihre Türen für Flüchtlinge

Steiermark
01.08.2015 16:49
Der Strom an Flüchtlingen fordert die ganze Steiermark – auch die Katholische Kirche. Bereits 650 Asylwerber leben in kirchlichen Gebäuden, und es werden noch viel mehr werden. Besonders engagiert ist unter anderem die Pfarre Gleisdorf. Selbst der neue Bischof Wilhelm Krautwaschl hat sich bereits vor Ort umgesehen.

Von der Rauchstube über die Mühle bis zur Holzknechthütte: Wie zahlreiche andere Besucher tauchte am Samstag eine Gruppe aus der Oststeiermark im Freilichtmuseum Stübing in den Alltag von anno dazumal ein. Das Besondere: Es handelt sich um Asylwerber, die in der Pfarre Gleisdorf untergebracht sind und die so mehr über die Kultur ihres neuen Landes erfahren.

"Viele Ehrenamtliche unterstützen uns, wir verfügen über ein großes Netz", freut sich Pfarrer Gerhard Hörting über die große Hilfsbereitschaft. Lehrer organisieren Deutschkurse, das Rote Kreuz kümmert sich um medizinische Fragen, die Gemeinde Gleisdorf stellt zwei bis dahin leerstehende Gebäude zur Verfügung.

Verschiedene Nationen eine Herausforderung
Im November des Vorjahres kamen die ersten Flüchtlinge im Pfarrhof von Markt Hartmannsdorf an. Mittlerweile sind es 48 in der ganzen Pfarre, sie werden von der Caritas betreut. Somalier, Afghanen, Syrer, Iraker – das Zusammenleben ist eine "Herausforderung"“, meint Hörting. "Es klappt aber gut."

Die Aufnahme der Flüchtlinge war begleitet von einer Informationspolitik für die Bevölkerung. So berichteten die Nahost-Experten Karin Kneissl und Karim El-Gawhary bei Vorträgen über die Vorgänge in den Ländern, aus denen die Menschen geflohen sind. Auch Bischof Krautwaschl besuchte die Asylunterkünfte. Hörting: "Als er nach Graz zurückgefahren ist, habe ich ihn sehr nachdenklich erlebt."

Langes Warten auf Bescheide
Zum Nachdenken ist aus seiner Sicht auch, wie lange die Bearbeitung von Asylanträgen dauert. Erst ein einziger Bescheid (dieser ist positiv) liegt vor, alle anderen müssen warten. "Das ist zermürbend", so Hörting.

Laufend neue Quartiere
Vor einem Dreivierteljahr waren in der Steiermark 260 Flüchtlinge in kirchlichen Gebäuden (alle in Graz) untergebracht. Mittlerweile sind es 650 Asylwerber quer durch das Land: in Pfarrhöfen wie Edelsbach, Kirchberg und Murau, in Klöstern wie dem Stift St. Lambrecht und in angemieteten Gebäuden. Diese Zahl wird weiter steigen, sagt Erich Hohl, Generalsekretär der Katholischen Aktion und Flüchtlingskoordinator der Diözese.

"Krone": Herr Hohl, wie geht die Diözese bei der Errichtung von Asylquartieren vor?
Hohl: Es gibt stets eine enge Abstimmung zwischen der Caritas, der Pfarre und der Gemeinde. Wir agieren nicht überfallsartig, sondern versuchen gut zu kommunizieren. In Ilz gab es etwa einen Infoabend mit 200 Besuchern, bei dem sich die Asylwerber vorgestellt haben. Wir können die Flüchtlinge gut in die örtlichen Gegebenheiten einbinden, da ist unser Pfarrnetz mit vielen Ehrenamtlichen von Vorteil.

"Krone": Dennoch gibt es immer wieder Kritik, dass die Kirche zu wenig tue…
Hohl: Es ist eine Fantasie, dass viele Pfarrhöfe leer stehen. Die meisten, die nicht mehr benötigt werden, haben mittlerweile eine andere Verwendung.

"Krone": Werden dennoch weitere Unterkünfte geschaffen?
Hohl: Ja, wir arbeiten mit Volldampf daran. So kommen bald 16 Personen in den Pfarrhof Pöls, zwölf Flüchtlinge in das Stift Rein und etwa 70 in ein vom Stift Admont gekauftes Gebäude. In Judenburg hätten wir auch einen geeigneten Pfarrhof gehabt. Den hat das Land aber abgelehnt, da in der Region schon zu viele Asylwerber untergebracht seien.

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