Spanien war in der Geschichte schon 13-mal bankrott, Deutschland konnte - fast immer als Folge von Kriegen - bereits achtmal seine Schulden nicht mehr bedienen. Auch Österreich war bisher achtmal zahlungsunfähig, etwa im Zuge der napoleonischen Kriege.
Mexiko, Argentinien und Russland als "Vorbilder"
"In jüngerer Zeit gab es ebenfalls viele Staatsbankrotte", analysiert Volkswirt Christian Glocker vom Institut für Wirtschaftsforschung. Oft konnten sich die betroffenen Länder mit Schuldenschnitten und der Abwertung ihrer Währung aus jahrelang andauernden ökonomischen Krisen retten.
Beispiel Mexiko: Nachdem der lateinamerikanische Staat lange Zeit mehr ausgab, als er einnahm, musste er 1982 den Bankrott erklären. Bis 1990 wurde mit Gläubigern wie Banken oder Fonds, die Staatsanleihen hielten, verhandelt. Bei den Auslandsschulden in Höhe von etwa 80 Milliarden Dollar kam es zu mehreren Schuldenschnitten. Der Peso wurde massiv abgewertet.
Abgewertete Währungen kurbelten die Exporte an
Argentinien rutschte 2002 mit rund 150 Milliarden Dollar Auslandsschulden in die bislang größte Staatspleite. Da es seine Währung zuvor an den Dollar gekoppelt hatte, war es als Exportland viel zu teuer geworden und nicht wettbewerbsfähig. Nach dem Bankrott wurde die Währung vom Dollar entkoppelt und wertete um mehr als 70 Prozent (!) ab.
Russland schlitterte 1998 in die Zahlungsunfähigkeit. Zuvor hatten die Russen ihren Rubel – zur Eindämmung der Inflation - an einen Währungskorb gebunden. Diese Koppelung wurde im Zuge der Pleite aufgelöst, und der Rubel wertete um rund zwei Drittel ab.
Heute sind Mexiko und Russland ihre alten Schulden los. Argentinien streitet sich bei einem relativ kleinen Teil seiner Verbindlichkeiten bis heute mit den Gläubigern.
WIFO-Experte: "Eine Pleite ist ein Neuanfang"
"In allen drei Fällen haben die Staatspleite und die Abwertung der Währung einen Neuanfang ermöglicht", sagt Glocker. Die billigere Währung kurbelte den Export an - und stabilisierte so die Handelsbilanz mit dem Ausland. Da Importe sich verteuerten, wurden sie so weit es ging durch eine inländische Produktion von Rohstoffen sowie Agrar- und Industriegütern ersetzt. Das beflügelte die Wirtschaft. Glocker: "In Argentinien ist das Bruttoinlandsprodukt von 2003 bis 2009 im Durchschnitt um neun Prozent pro Jahr gewachsen."
Offen ist, ob diese Beispiele als "Vorbilder" für Griechenland gelten können. Denn die Griechen haben knapp 320 Milliarden Euro an Schulden angehäuft (siehe Grafik oben) - mehr als Mexiko, Argentinien oder Russland damals. Außerdem haben die Griechen den Euro. "Die Frage ist, ob man sich politisch einigen kann", so WIFO-Experte Glocker: "Eine Pleite ist ein Neuanfang."
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