Anders als in Österreich sieht die EU-Entwicklung aus: Die Quote der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten stieg hier zwischen 2008 und 2012 (für 2013 liegen nur Schätzungen vor) von 23,7 auf 24,8 Prozent. Dies sei wohl eine Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise, vermutete man bei der Statistik Austria.
Drei definierte Gefährdungslagen
Als armutsgefährdet gelten Haushalte, deren Nettohaushaltseinkommen weniger als 60 Prozent des Medians aller Einkommen beträgt (unter Berücksichtigung der Haushaltsgröße und inklusive Kinder). Im Vorjahr betraf dies laut EU-Statistik 1,203 Millionen Menschen in Österreich (14,4 Prozent der Bevölkerung). Schwellenwert für die Gefährdung war hierzulande 2013 ein Betrag von 1.104 Euro pro Monat für Alleinlebende, plus 331 pro Monat für jedes Kind unter 14 Jahren und 545 Euro für jeden zusätzlichen Erwachsenen.
Als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gilt ein Haushalt dann, wenn er von mindestens einer von drei definierten Gefährdungslagen betroffen ist. Zu diesen zählt laut der "Europa-2020-Definition" neben der Armutsgefährdung die "erhebliche materielle Deprivation", also das Unterschreiten eines bestimmten Mindestlebensstandards, wovon 4,2 Prozent oder 355.000 Personen betroffen waren.
Darunter versteht man all jene Personen, die sich gewisse Ausgaben nicht leisten können (etwa jeden zweiten Tag Fleisch oder Fisch zu essen, unterwartete Ausgaben zu tätigen, eine einwöchige Urlaubsreise zu machen oder die Wohnung warm zu halten). Wenn mindestens vier von neun Merkmalen zutreffen, so gilt der Haushalt als materiell depriviert.
Als dritte Kategorie definiert die EU Personen in (nahezu) erwerbslosen Haushalten. Als solche gelten jene, die maximal 20 Prozent ihres Erwerbspotenzials ausschöpfen. 2013 fielen in diese Gruppe 496.000 Personen bzw. 7,7 Prozent. 4,6 Prozent (385.000 Personen) waren von mindestens zwei dieser drei Merkmale betroffen.
Betroffene stufen subjektives Wohlergehen niedriger ein
Mit der mehrfachen Ausgrenzungsgefährdung gehen laut Statistik Austria deutliche Nachteile einher, etwa hinsichtlich prekärer Wohnqualität. Betroffene lebten neunmal so oft in Wohnungen ohne Bad und WC, hatten Probleme mit der Bausubstanz bzw. dunklen Räumen oder verfügten über keine Waschmaschine. Auch zwischen Gesundheit und Ausgrenzungsrisiko sei ein starker Zusammenhang ersichtlich, hieß es. Zudem stuften Betroffene ihr subjektives Wohlergehen niedriger ein.
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