WHO erklärt:
Ebola ist internationaler Gesundheitsnotfall
"Das ist ein klarer Ruf nach internationaler Solidarität", erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. "Die betroffenen Staaten sind nicht in der Lage, den Ausbruch alleine unter Kontrolle zu bekommen. Ich rufe daher die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf", so Chan weiter.
Zuvor hatte ein international zusammengesetztes Beratungskomitee die Situation in Westafrika bezüglich des Schweregrades und der Verbreitung der Seuche bewertet. Die Sicht der Mitglieder des Komitees war einstimmig: Die Voraussetzungen für einen solchen Notfall ("Public Health Emgergency of International Concern") sind gegeben.
Es handelt sich um den bisher schwersten und größten Ausbruch in der Geschichte dieser Erkrankung. Die betroffenen Länder haben einen Mangel an Kapazitäten für deren Bekämpfung. Bisher wurden über 1.700 Fälle der Erkrankung registriert, es gab mehr als 900 Todesfälle.
Einrichtungen des Gesundheitswesens "fragil"
Die WHO führte unter anderem folgende Herausforderungen an, vor denen man jetzt stünde: Die Einrichtungen des Gesundheitswesens in den betroffenen Ländern (vor allem Sierra Leone, Liberia und Guinea) seien "fragil" und wiesen große Defizite bei den zur Verfügung stehenden personellen, technischen und finanziellen Möglichkeiten auf, um eine ausreichende Bekämpfung zu garantieren. Es gebe nicht genug fundiertes Wissen, falsche Meinungen und Einstellungen zu Ebola in den betroffenen Staaten.
Hohe Mobilität zwischen betroffenen Ländern
Zwischen den betroffenen Staaten in Westafrika gebe es eine hohe Mobilität der Menschen, was die Verbreitung begünstige. In den Hauptstädten Conakry (Guinea), Monrovia (Liberia) und Freetown (Sierra Leone) sei es zu Infektionsketten über mehrere Übertragungen des Virus hinweg gekommen. Eine große Zahl von Infektionen seien unter den Angehörigen des Gesundheitspersonals aufgetreten.
Nationaler Notstand in Nigeria
Am Freitagabend rief Nigeria den nationalen Notstand aus. Präsident Goodluck Jonathan habe die Kontrolle und Eindämmung des Virus zum Notfall erklärt, teilte das Büro des Staatschefs mit. Die Bevölkerung sei aufgerufen worden, Menschenansammlungen zu vermeiden, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Nigeria hatte am Mittwoch fünf neue Ebola-Fälle in der Stadt Lagos gemeldet. Zwei mit Ebola infizierte Menschen starben bereits in dem Land.
Gesundheitskommissar hält Risiko für die EU "extrem gering"
Trotzdem hält EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg das Risiko von Ebola für das Territorium der Europäischen Union für "extrem gering". Borg erklärte am Freitag in Brüssel, die EU habe sehr hohe Gesundheitsstandards und sei auch bei der Vorbeugung Vorreiter. Die EU habe die Situation in Westafrika in den vergangenen Monaten verfolgt. Im "unwahrscheinlichen Fall, dass Ebola die EU erreicht, sind wir vorbereitet", betonte der Gesundheitskommissar.
Die Risiken für die EU seien auch deshalb so gering, weil aller Wahrscheinlichkeit nach nur relativ wenige Leute, die in die EU reisen, mit dem Virus angesteckt seien, und andererseits die Verbreitung nur über direkten Kontakt und Körperflüssigkeiten erfolge.
Allgemeine Vorkehrungen in Österreich
Dennoch werden in den EU-Staaten und daher auch in Österreich sogenannte allgemeine Vorkehrungen getroffen. "Es sollte kein allgemeines Reiseverbot oder ein Verbot des Handels ausgesprochen werden. Reisende in betroffene Länder sollten über Risiken und Präventionsmaßnahmen informiert werden", erklärte der verantwortliche Experte im Gesundheitsministerium, Peter Kreidl, wenige Stunden nach der WHO-Eklärung.
Länder sollten in der Lage sein, Verdachtsfälle zu entdecken, abzuklären (mit qualifizierten Labormethoden) und, falls erforderlich, zu behandeln. Dies sollte für alle Personen mit unklarem Fieber aus betroffenen Gebieten möglich sein, unabhängig ob sie an internationalen Flughäfen oder anderen Grenzübergängen ankommen. Weiters sollte die allgemeine Bevölkerung über den Ausbruch und Präventionsmaßnahmen informiert werden, wie das Risiko vermindert werden kann. Die einzelnen Länder sollten sich auch darauf vorbereiten, ihre Staatsbürger (z.B. Gesundheitspersonal) aus den betroffenen Gebieten evakuieren zu können.
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