Regelt Temperatur

Studie: Wir gähnen auch, um unser Gehirn zu kühlen

Wissenschaft
06.05.2014 10:53
Wir neigen zum Gähnen bevor wir schlafen gehen oder nach dem Aufwachen, wenn wir uns langweilen, in Erwartung wichtiger Ereignisse und unter Stress. Doch wozu ist das gut? Ein internationales Forscherteam, an dem auch Wissenschaftler der Universität Wien beteiligt waren, hat jetzt herausgefunden, dass Gähnen auch der Kühlung des Gehirns dient.

Es ist die allgemeine Annahme, dass Gähnen die Sauerstoffzufuhr erhöht. Allerdings konnten frühere Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen Gähnen und erhöhtem Sauerstoffgehalt im Blut nicht bestätigen. Die neuen Ergebnisse eines Teams rund um den Psychologen Andrew Gallup vom SUNY College in Oneonta (USA) zeigen vielmehr, dass Gähnen das Gehirn kühlt.

Temperatur des Gehirns schwankt
Schlafzyklen, Erregungszustände und Stress sind durch schwankende Gehirntemperaturen gekennzeichnet. Gähnen wiederum gleicht diese Temperaturunterschiede aus. Gemäß dieser Theorie und unter der Annahme, dass kalte Lufttemperaturen zu niedrigeren Gehirntemperaturen führen, sollte Gähnen leicht durch die vorgegebene Umgebungstemperatur zu manipulieren sein. Denn, so die Hypothese der Wissenschaftler: Gähnen findet nur unter optimalen Temperaturbedingungen, in einem sogenannten "Wärmefenster", statt.

Um das zu testen, untersuchten Jorg Massen und Kim Dusch von der Universität Wien die "ansteckende" Gähnfrequenz von Fußgängern auf den Straßen Wiens in Sommer- als auch in Wintermonaten und verglichen sie mit den Ergebnissen einer identen früheren Studie, die im trockenen Klima von Arizona (USA) durchgeführt wurde. Für die Studie wurden Passanten gebeten, eine Bilderserie von gähnenden Menschen zu betrachten und über ihr eigenes Gähnverhalten zu berichten.

Gegähnt wird nur in bestimmtem "Wärmefenster"
Dabei fanden sie heraus, dass die Wiener Probanden im Sommer mehr gähnten als im Winter, während die Befragten in Arizona umgekehrt mehr im Winter als im Sommer gähnten. Zudem zeigt sich, dass es nicht um die Jahreszeit selbst geht oder um die Anzahl der Tageslicht-Stunden, sondern dass "ansteckendes" Gähnen vielmehr von optimalen Umgebungstemperaturen um rund 20 Grad Celsius abhängig ist. Das "ansteckende" Gähnen nahm mit den relativ hohen Sommertemperaturen von 37 Grad in Arizona und den niedrigen, rund um den Gefrierpunkt befindlichen Wintertemperaturen in Wien ab.

"Gähnen als Thermoregulation für das Gehirn kann nicht funktionieren, wenn die Umgebungstemperatur und Körpertemperatur gleich hoch sind. Bei Umgebungstemperaturen um den Gefrierpunkt ist dies ebenfalls nicht notwendig - oder sogar gefährlich", erläutert Erstautor Jorg Massen die Ergebnisse der Untersuchung.

Gähnen reguliert Temperatur im Hirn
Während die meisten Untersuchungen im Bereich "ansteckendes" Gähnen die Betonung auf interpersonelle und emotional-kognitive Variablen legen, ergänze die neue Studie, dass sowohl spontanes als auch "ansteckendes" Gähnen auch dazu dient, die Temperatur des Gehirns zu regulieren, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Physiology & Behavior".

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