Harte Arbeit statt Alm-Romantik: Ein Viertel der neuen Pächter steirischer Almhütten hat bereits nach einem Jahr wieder gekündigt. Schwierige Gäste verstärken Trend noch zusätzlich.
Wieso gibt es heute nur drei Gerichte, ist der Koch krank? Wie lautet das WLAN-Passwort? Wann kommt der nächste Bus ins Tal? Es sind Fragen wie diese, die Hüttenwirte und ihre Teams immer öfter an den Rand des Wahnsinns treiben.
Aus gutem Grund hat der Alpenverein heuer erstmals einen „Hüttenknigge“ aufgelegt, der weniger Erfahrenen das kleine Einmaleins am Berg näher bringen soll: „Das Selbstverständnis mancher Gäste ist schon bemerkenswert“, sagt der steirische Alpenvereins-Vorsitzende Norbert Hafner. „Erst kürzlich berichtete man mir von einer 20-köpfigen Gruppe, die stockbesoffen in eine Hütte eingefallen ist.“
Leider sehen wir uns immer öfters mit dem Problem konfrontiert, dass die Jungen nicht mehr übernehmen wollen.
Norbert Hafner, Alpenverein
Anforderungen deutlich verschärft
Generell haben sich die Anforderungen an den Hüttenbetrieb in den letzten Jahren deutlich verschärft. „Wer heutzutage eine Hütte pachtet, muss ein echter Allrounder sein. Unsere Wirtsleute sind Gastronomen, müssen sich aber auch mit Trinkwasseraufbereitung, Kläranlagen, Stromversorgung, Materialseilbahnen und Brandmeldeanlagen auskennen“, erklärt Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim österreichischen Alpenverein.
Zusätzlich sollten die Wirtsleute ihre Gäste alpinistisch beraten und auf kulinarische Wünsche und Allergien eingehen. „Insgesamt ein Aufgabenprofil, das die wenigsten erfüllen können und viele unterschätzen“, so Unterberger. Die Folge: Ein Viertel der neuen Pächter hat heuer nach nur einem Jahr wieder gekündigt.
Derzeit sind auf der Homepage des Alpenvereins zehn Hütten zur Pacht ausgeschrieben, die meisten davon in der Steiermark. Gesucht wird etwa ab 2027 eine gute Seele für die neu gebaute Eisenerzer Reichenstein-Hütte, das Hinteralm-Haus im Mürzer Oberland oder die Hess-Hütte im Gesäuse.
Generationenwechsel scheitert
Die Situation im Guttenberg-Haus im Dachsteingebirge auf 2146 Meter Seehöhe steht exemplarisch für ein weiteres Problem, das alpine Vereine immer häufiger beschäftigt: „Über Jahrzehnte gab es dort die gleiche Pächterfamilie, nun will die neue Generation nicht mehr übernehmen – aus einer Summe von Gründen“, berichtet Hafner. Und er ergänzt: „Ein Problem, das wir ja leider auch von vielen Ausflugsgasthäusern in den Tallagen kennen.“

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