Der Wirtschaftskammer steht eine weitere intensive Woche bevor. Der Rückzug von Harald Mahrer von der Kammerspitze wird offiziell vollzogen. Martha Schultz als Vizepräsidentin hat bereits amts- bzw. geschäftsführend die Funktionen übernommen, doch das rasche Finden einer fixen Mahrer-Nachfolge gilt als unwahrscheinlich.
Nach langem Hin und Her hatte sich Mahrer wegen mehreren zusammenkommenden Punkten zurückziehen müssen. Für besonders große Aufregung hatten zum Teil als exorbitant bewertete Gagen-Erhöhungen von Spitzenfunktionären in den meisten Landeskammern geführt, die inzwischen flächendeckend wieder zurückgenommen wurden.
Thema waren aber auch Mahrers viele Funktionen gewesen. Dabei reichte es nicht, dass er ankündigte, den Präsidentensessel in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) abzugeben, um auf jenem in der Kammer und beim ÖVP-Wirtschaftsbund zu bleiben. Dazu kam eine missglückte Kommunikation, nicht zuletzt über die Lohnerhöhungen, die Kammermitarbeitende kommendes Jahr erhalten.
Suche nach Mahrer-Nachfolge könnte dauern
Während es vor der Krise eher potenzielle – und im Gegensatz zu Schultz langfristige – Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten für Mahrer gab, so sehen Beobachtende derzeit keine rasche Lösung in Sicht. Schultz will die Funktionen dem Vernehmen nach aber auch nicht sehr lange übernehmen. Ausgeschlossen wird von Kennern unterdessen, dass etwa ein Wirtschaftskammer-Landeschef oder eine Landeschefin Mahrer nachfolgen könne. Sie hatten die üppige Erhöhung ihrer Bezüge ursprünglich mitbeschlossen, danach vorübergehend auch noch verteidigt.
Erweitertes WKÖ-Präsidium und Wirtschaftsparlament
Schultz soll jedenfalls am Mittwoch (26. November) im Zuge eines erweiterten Präsidiums der Wirtschaftskammer formell eingesetzt werden, hieß es am Wochenende. Vorher tagen am selben Tag noch die Präsidentinnen und -präsidenten der Landeskammern, die größtenteils auch Chefinnen und Chefs des Wirtschaftsbundes in ihren Ländern sind. Der Wirtschaftsbund regiert in der Wirtschaftskammer mit absoluter Mehrheit. Am Donnerstag (27. November) tritt auch das Wirtschaftsparlament zusammen. Dort werden die vielen Rufe nach unterschiedlichsten Reformen von den dort vertretenen Fraktionen thematisiert werden. Erste Anträge sind bereits angekündigt.
Dauer bis zu fixer Neubestellung offen
Schultz trat seit ihrer Interimsübernahme nicht medial in Erscheinung. Sie wandte sich vorerst nur an Funktionärinnen und Funktionäre, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In einem Mail schrieb sie etwa, dass es jetzt darum gehe, zu zeigen, „dass die Wirtschaftskammer bereit ist, sich zu verändern“. Den Ernst der Situation für die Wirtschaftskammer habe man erkannt. Die 62 Jahre alte Touristikerin war bereits Vize von Mahrer und schrieb weiter: „Wir haben verstanden, wie ernst die aktuelle Situation für unsere Organisation ist – für unsere Glaubwürdigkeit und für unsere wichtige Aufgabe als starke Interessenvertretung.“
Allerdings wolle sie das nur bis zu einer „Neubestellung“. Eine solche war ursprünglich binnen Wochen oder spätestens Monaten wunschgemäß geplant. Wochen dürften sicher nicht reichen, meinten Beobachter nun. Neben einer nötigen besten Vernetzung in der ÖVP soll der oder die Nachfolgerin auch unternehmerisch tätig sein. Eigentlich würde das auch für Schultz für längere Zeit sprechen, denn beides ist bei ihr der Fall. Sie selbst soll sich aber vehement dagegen wehren, allzu lange zu bleiben.
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