Kraftwerke im Visier

Schlimmstenfalls muss Kiew geräumt werden

Außenpolitik
08.11.2025 18:42

Die Ukraine meldet massive Angriffe auf die Energieinfrastruktur durch die Russen. In mehreren Regionen mussten infolge Notstromabschaltungen durchgeführt werden, die Bewohner bangen. Ein Experte malt sich das Worst-Case-Szenario so aus, dass Kiew sogar evakuiert werden könnte.

Der Kreml hat seine Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine in den vergangenen Monaten verstärkt, seit rund einem Monat sind in der Hauptstadt planmäßige Stromausfälle Alltag. Das bedeute, wie die deutsche Nachrichtenseite n-tv berichtet, dass jeder Haushalt pro Tag im Schnitt vier Stunden ohne Strom ausharren muss. Man geht davon aus, dass Moskau Kiew komplett lahmlegen will.

Zu Beginn der Angriffe habe die Hauptstadt über ausreichende Energiekapazitäten verfügt, erklärte Ex-Energieminister Iwan Platschkow der ukrainischen Nachrichtenseite Telegraf, „die entsprechenden Netze wurden renoviert“. Man müsse sich jedoch im Klaren sein, dass die Sicherheitsreserven nicht mehr so hoch seien wie vor dem Krieg. Die getroffenen Kraftwerke in Kiew seien die wichtigsten Strom- und Heizquellen und es gebe Pläne, die beschädigten Transformatoren und andere Infrastruktur zu ersetzen. „Die Sicherheitsmarge ist aber sehr gering, daher ist die Lage angespannt.“

Freunde und Kollegen während der Abschiedszeremonie für den verstorbenen ukrainischen Soldaten ...
Freunde und Kollegen während der Abschiedszeremonie für den verstorbenen ukrainischen Soldaten Kostiantyn Guzenko(Bild: AFP/GENYA SAVILOV)

„Von Menschen verursachte Katastrophe“ droht
„Sollten in Kiew die Heizkraftwerke drei Tage lang bei einer Temperatur von minus zehn Grad und niedriger abgeschaltet bleiben und es keine Perspektive der zeitnahen Wiederherstellung gibt, muss in der Hauptstadt eine Evakuierung angeordnet werden“, warnt der renommierte Experte. Oleksandr Tchartschenko, Direktor des Zentrums für Energieforschung. Das, so Tchartschenko, der nicht für Weltuntergangsprognosen bekannt ist, wäre „eine von Menschen verursachte Katastrophe“.

Die Notstromabschaltungen würden aufgehoben, wenn sich die Lage im Energiesystem gebessert habe, hielt die ukrainische Energieministerin Switlana Grintschuk fest. „Trotz der Pläne des Feindes wird die Ukraine in diesem Winter Licht und Wärme haben“, gab sich die Politikerin kämpferisch.

Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj attackierten die russischen Streitkräfte in der Nacht auf Samstag mit 45 Raketen und 458 Drohnen vor allem Infrastruktur aus dem Energiesektor. Das russische Verteidigungsministerium meldete seinerseits, 83 ukrainische Drohnen seien abgefangen worden. Die meisten seien über den Gebieten zerstört worden, die direkt an die Ukraine grenzen, teilt das Ministerium in Moskau am Samstag mit

In Dnipro krachte Drohne in neunstöckiges Wohnhaus
In Dnipro wiederum krachte nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes eine Drohne in ein neunstöckiges Wohnhaus, in dem dadurch Wohnungen auf mehreren Etagen zerstört wurden. Die Leiche einer Frau fanden Einsatzkräfte in einem der Apartments, zwei weitere Menschen in den Trümmern.

In einem Video des Zivilschutzes war ein großes Loch in dem Haus zu sehen. Menschen wurden durch die zerstörte Fassade aus den Wohnungen gerettet. Ein Feuer sei gelöscht worden, hieß es. Mehrere Menschen, darunter ein 13-jähriges Mädchen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Bereits zuvor hatte es geheißen, in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine sei ein Mann bei einem russischen Drohnenangriff getötet und eine Frau verletzt worden.

Stromausfälle und Zugverspätungen
Das Moskauer Verteidigungsministerium teilte mit, dass neben Energieinfrastruktur auch Bahnanlagen, die für die militärische Logistik in der Ukraine benutzt würden, Ziele der Angriffe waren. Vielerorts fielen Strom, Warmwasser und Heizung aus.

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