Kleine Vampire

50 neue „Tiny Houses“ für die Fledermäuse

Niederösterreich
31.10.2025 11:00

Während sie in Halloween-Geschichten als Symbol des Schreckens flattern, sind sie in Wahrheit empfindsame, nützliche Wesen, die Tag für Tag – oder Nacht für Nacht – Großes leisten. 

Wenn die Nächte länger werden und das Rascheln im Laub geheimnisvoller klingt, erwachen sie zum Leben – die stillen Jäger der Dämmerung. Denn Fledermäuse sind wahre Insektenvertilger: Jede einzelne frisst mehrere Tausend kleine Plagegeister pro Nacht. Damit halten sie das natürliche Gleichgewicht im Ökosystem aufrecht – und das ganz ohne Chemie.

In Österreich sind derzeit 31 Arten bekannt, darunter Raritäten wie die Bechsteinfledermaus oder die Kleine Hufeisennase. „Das einzig Gruselige an Fledermäusen ist, dass sie alle auf der immer länger werdenden Roten Liste stehen“, schildert Claudia Kubista, Biologin und Fledermaus-Expertin bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Hauptgrund: Der Verlust geeigneter Lebensräume.

Ein Dach über dem Flügel
Im Biosphärenpark Wienerwald schaffen die Bundesforste daher nun neue sichere Rückzugsorte – im wahrsten Sinne des Wortes. In einem gemeinsamen Artenschutzprojekt mit dem Land Niederösterreich wurden rund 50 Fledermausquartiere aus Holz errichtet. Die kleinen „Tiny Houses“ hängen an geschützten Stellen in den Forstbeständen – und werden begeistert angenommen.

„Heuer wurden bereits mehr als die Hälfte der Kästen besiedelt, die Belegung hat sich seit 2021 fast verdoppelt“, berichtet Kubista zufrieden. Insgesamt konnten 60 Fledermäuse gezählt werden – von der quirlig flatternden Mückenfledermaus bis zur seltenen Mopsfledermaus.

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„Das einzig Gruselige an Fledermäusen ist, dass sie alle auf der immer länger werdenden Roten Liste stehen.“

Claudia Kubista, Biologin 

Heimat des Waldes mit Wiedererkennungswert
Fledermäuse sind ortstreu. „Wenn Quartiere regelmäßig gewartet und erhalten werden, lernen die Tiere sie als sichere Orte kennen“, erklärt die Expertin. Die ÖBf setzen dabei auch auf vorbildliche naturnahe Waldbewirtschaftung – mit Biotopbäumen, Altholzinseln und strukturreichen Beständen. So entsteht ein wundersames Mosaik an Lebensräumen, das empfindliche Arten wie die kleinen, aber harmlosen ,Vampire‘ langfristig vor dem Aussterben schützt.

Überraschung im Nistkasten
Dass sich solche Bemühungen durchaus lohnen, zeigte sich erst vor kurzem: Bei einer Kontrolle eines Kastens, der ursprünglich für die Haselmaus gedacht war, fanden Forscher ein schlafendes Exemplar der streng geschützten Bechsteinfledermaus (zoologisch Myotis bechsteini genannt). Diese Spezies liebt alte, warme Buchenwälder – und gilt in Österreich als extrem selten. Ein kleines Wunder also, das zeigt: „Wenn der Wald leben darf, kehrt das Leben zurück“, freut sich Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl. (Öko)-herzerwärmendes Resümee der staatlichen Forsthüter: Zwischen Mythen und Moos, zwischen Totholz und Nachtfalter – im Wienerwald bekommen die lautlosen Jäger endlich wieder ihren Platz.

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