Kolumne von David Narr

Alles Fake-News! Fünf Irrtümer über die Lehre

Tirol
27.10.2025 08:00

In seiner neuen Kolumne in der „Tiroler Krone“ spricht der Tiroler Lehrlingsexperte David Narr über das Potenzial, die die Lehre hat. Und er räumt mit den gängigsten Irrtümern auf, die man immer wieder hört.

Mehr Potenzial als viele glauben, steckt in der Lehre. Trotzdem kursiert so mancher Mythos über die duale Ausbildung. Schauen wir uns einmal an, was an diesen Vorurteilen dran ist.

Ich bin Handwerker, ich kenne die Werkstatt, den Lernerfolg aus dem Tun. Viele reden über Bildungswege, doch immer wieder wird die Lehre bloß als zweite Wahl abgetan. Dabei ist sie das Rückgrat unserer Wirtschaft – nämlich praxisnah, bodenständig sowie auch zukunftsfähig. Es ist an der Zeit, mit ein paar hartnäckigen Fake-News endlich aufzuräumen.

  • Mythos 1: Die Lehre bietet gegenüber anderen Ausbildungen keinen Mehrwert. 
    Das ist Quatsch. Natürlich vermitteln Schulen und Unis Wissen – das tut auch die Lehre. Aber zusätzlich lernen Lehrlinge, wie die Dinge wirklich laufen: Lieferanten, Maschinen, Kunden, Termine. Die in der Berufsschule gelernte Theorie wird in der Praxis geschärft. Damit wird aus Wissen unmittelbar Können – und zwar hautnah am Markt und am Kunden.
  • Mythos 2: Nur die Matura garantiert beruflichen Erfolg
    Dieser misst sich nicht an Papieren, sondern an Leistung, Haltung und Erfahrung. Viele Betriebsinhaber, Meister und Führungskräfte haben ihre Karriere über die Lehre gebaut. Arthur Thöni, Fritz Unterberger oder Anton Pletzer beispielsweise. Matura kann helfen, natürlich, aber sie ist kein Garant, genauso wenig wie ein Lehrbrief ein Hindernis ist. Entscheidend ist, was man daraus macht.
  • Mythos 3: Lehrlinge verdienen weniger als Akademiker
    Das war vielleicht einmal so, pauschal stimmt das heute jedoch nicht mehr. Viele Fachkräfte verdienen gleich nach ihrem Einstieg gutes Geld. Installateure, Kfz-Techniker, Metalltechniker arbeiten nicht zu Dumpingpreisen, das weiß jeder aus eigener Erfahrung. Dieser Mythos hat sich spätestens in Zeiten des Fachkräftemangels in Luft aufgelöst.
  • Mythos 4: Lehrlinge sind nicht fit für die Zukunft
    Es ist absurd, zu denken, Lehrlinge würden keine modernen Methoden lernen. Lehrberufe haben sich gewandelt: Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit sind längst Thema in Werkstätten und Betrieben. Mechatronik, IT-Systemtechnik oder energiesparende Prozesse finden nicht nur in Hörsälen statt – die Lehrbetriebe bilden am letzten Stand der Technik aus. Wer im Unternehmen lernt, lernt das, was gebraucht wird.
  • Mythos 5: Lehrlinge verlieren ihre Jobs an besser ausgebildete Akademiker
    Das ist wahrscheinlich eine der dümmsten Fake-News. Akademiker sind nicht besser ausgebildet, sondern anders. Ein Architekt mag zwar planen, aber eine Mauer aufstellen, die Haustechnik verkabeln oder den Dachstuhl zimmern kann er deswegen trotzdem nicht. Die Arbeitsteilung bleibt: Wer schraubt, programmiert und montiert, braucht Praxis. Und wer das richtig kann, hat Zukunft.

Die gute Nachricht: Diese fünf Beispiele zeigen ganz klar, dass die Lehre kein Auslaufmodell ist, sondern eine der klügsten Antworten auf den Fachkräftemangel. Natürlich gibt es Baustellen: Es braucht treffsicherere Berufsorientierung, bessere Zulaufschulen, fairere Förderungen. Aber: Wer Jugendlichen den praktischen Weg madig macht, untergräbt die Chance auf exzellente Fachkräfte. Also: Lasst die Mythen Mythen sein und baut auf all jene, die tagtäglich anpacken. Die Lehre verdient Respekt, weil sie ein Erfolgsmodell ist.

Porträt von David Narr
David Narr
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