Zum 80er gibt der steirische Bühnen- und TV-Star Einblicke in seine Gefühlslage und zieht eine Art „Lebensbilanz“.
Alles Gute zum 80. Geburtstag. Wie geht es Ihnen mit dem „8er“?
Ganz ehrlich, es ist noch ein unwegsames Gelände. Nachdem ich kein Zahlenmensch bin, ist es mir egal. Ich schau, dass ich mich und meine Umgebung frisch halte. Zu meiner großen Freude bin ich mit meinem Sohn und meiner Frau in ein warmes Nest gefallen.
Wie feiern Sie Ihren 80. Geburtstag?
Ich werde in einem kleinen Theater in Wien mit vielen Freunden feiern. Aber ich komme für ein zweites Geburtstagsfest nach Graz. Bei meinem Lieblingswirten, dem Griesbauer, werde ich mit meinen Grazer Freunden feiern. Ich sage aber nicht, wann der große Backhendlschmaus stattfindet, sonst kommen noch andere dazu. Ich lade nur die ein, die ich mag!
Weckt der runde Geburtstag auch Erinnerungen an die Steiermark?
Für mich gehören die Kindheitserlebnisse zu den wichtigsten Momenten in meinem Leben. Graz hat mich mit der Oper, dem Jazz-Keller, Theatercafé und dem Forum Stadtpark mit Wolfgang Bauer und Peter Handke nachhaltig geprägt. Die Jazz-Musik hat meine Kreativität beflügelt und mir vieles für die Bühne mitgegeben. Mit Söchau verbinde ich ein unbeschwertes Landleben. Wann immer ich dort bin, durchströmen mich großartige Heimatgefühle. Da rieche ich noch den alten Stall bei der Lisi-Tant. Ich bin auch noch immer Söchauer, denn die Zusammenlegung mit Fürstenfeld habe ich persönlich nicht mitgemacht. (lacht).
Wollten Sie immer auf die Bühne?
Ich habe sehr früh mit dem Theaterspielen angefangen. Verleitet durch meinen Bruder Helmut, der in einer Spielgruppe war. Ich habe ihn dort immer abgeholt, wobei ich eigentlich wegen eines jungen Mädchens dorthin gegangen bin. Irgendwann bin ich dann zu den „Spielvögeln“ gekommen, obwohl ich nicht unbedingt Schauspieler, sondern Journalist und Mittelschullehrer werden wollte. Rückblickend gesehen bin ich froh, weil mir eigentlich ziemlich viel gelungen ist, ohne mir selbst Druck zu machen.
Wie wichtig ist Ihnen die künstlerische Freiheit?
Manchmal heißt das auch, Wege zu verlassen, die zu eng oder zu fremdbestimmt sind. Ich bin vom Peymann weggegangen, weil mir dort in Bochum die Hierarchie zu eng und fremdbestimmt war. Ich hatte damals keinen Plan und kein Ziel, sondern folgte meinem Herzen und das hat mir ein Leben lang gutgetan, weil es einen dorthin führt, wo man wirklich hingehört.
Haben Sie sich auch zum Serienstar verführen lassen?
Ich habe mich lange geweigert, Serien zu machen – dann kam die Schweizer Serie „Eurocops“. Da habe ich gemerkt, was das bewirkt. Plötzlich kennen dich alle auf der Straße. So ist es jetzt auch mit dem „Bergdoktor“ – ich werde überall darauf angesprochen. Das ist ein schönes Mitbringsel. Aber mein eigentliches Herzblut schlägt für die Bühne – für Musik und Texte meiner Lieblingsdichter.
Bringt der Serientod im „Bergdoktor“ das eigene Sterben ins Bewusstsein?
Das bleibt nicht aus, und ich erinnere mich an ein schönes Zitat: Die jungen Dichter denken alle an den Tod und die alten Knacker an junge Mädchen. Da ist vielleicht etwas Wahres dran. Der Tod beschäftigt einen eigentlich das ganze Leben lang. Und je höher die Zahl nun mit dem „8er“ wird, desto unheimlicher wird’s – weil man spürt, dass es nicht ewig weitergeht.
Marianne Mendt, ebenfalls 80, wünscht sich ihren Tod auf der Bühne.
Das muss nicht sein, ich kann auch im Liegen sterben. So wichtig ist mir der Beruf auch nicht, dass der letzte Atemzug auf der Bühne passieren soll. Ich will das HIER für mich und meine Familie einigermaßen schmerzfrei beenden.
Ist man mit 80 schon reif für die Bühnenpension?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich mit wirklich lieben und wunderbaren Kollegen und Musikern zusammenarbeite, die mich pushen. Wenn ich tagsüber noch so müde bin, laufe ich bei der Aufführung in Hochform auf. Und solange sich das noch irgendwie hält, will ich weitermachen. Bevor es jedoch peinlich wird, habe ich meine Umgebung gebeten, es mir ehrlich zu sagen, dass ich aufhören soll.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.