Als Nintendo 2008 "Wii Fit" veröffentlichte, gelang dem japanischen Traditions-Videospielhersteller das Kunststück, auch Gelegenheits- und Nichtspieler für seine Wii zu begeistern. Mit dem Balance Board, auf dem verschiedenste Balance-, Yoga-, Aerobic- und Muskeltrainingsübungen absolviert werden mussten, gab es ein innovatives Eingabekonzept, das tatsächlich fit machen sollte. Und mit seinem recht einfachen Gameplay war das Game auch schnell erlernt. Kurzum: In gewissen Kreisen war "Wii Fit" ein Hit. Und die Version für die Wii U soll das nun nachmachen.
77 Übungen und Mini-Games
Dabei setzt Nintendo in "Wii Fit U" auf Altbewährtes, fügt aber auch neue Features hinzu. Immer noch ist das Balance Board das wichtigste Eingabegerät für das Fitness-Game, zusätzlich wird in der Wii-U-Version aber auch das Touchscreen-Gamepad in den insgesamt 77 Fitness-Minigames verwendet. Darauf gibt's teilweise Anweisungen und Infos zu den zu erledigenden Übungen zu sehen, teils wird das Gamepad aber auch clever in die Spiele einbezogen. Wer mag, kann vieles auch ausschließlich auf dem Gamepad spielen.
Mit diesem Bedienkonzept sind witzige Übungen möglich, die der körperlichen Fitness zumindest nicht abträglich sind. Da wird am TV-Gerät Bob gefahren, indem auf dem Balance Board sitzend durch Gewichtsverlagerung die Richtung vorgegeben wird. Und da versucht sich der Spieler als rasanter Kellner, der Gäste mit Süßspeisen bewirten muss und durch Gewichtsverlagerung auf dem Balance Board voranschreitet, während es stets gilt, das Gamepad gerade zu halten, um die auszuliefernden Speisen nicht zu verlieren.
Wer es weniger verspielt mag, findet in "Wii Fit U" wie schon im Vorgänger eine ganze Reihe verschiedener Yoga-, Aerobic- und Muskelaufbau-Übungen für das Training zu Hause. Tanzen darf man ebenfalls. Die verschiedenen Übungen lassen sich zu eigenen Trainings kombinieren, alternativ bietet das Spiel auch vorgefertigte Workouts an. Die sollen bei Langzeit-Training bestimmte Effekte erzielen, etwa einen höheren Wachheitsgrad am Morgen.
Schrittzähler sorgt für Langzeitmotivation
Ein äußerst nettes Detail von "Wii Fit U": Der Spieler ist beim Training nicht mehr auf das heimische Wohnzimmer beschränkt. Dank des optionalen Schrittzählers "Fit Meter" werden auch körperliche Leistungen abseits der Konsole aufgezeichnet und via Infrarot ins Spiel übertragen.
Dort werden tagsüber zurückgelegte Schritte und Höhenmeter dann als verbrannte Kalorien dargestellt, zusätzlich lassen sich die erklommenen Höhenmeter beispielsweise in Relation zu bekannten Bergen darstellen. Das sorgt für Langzeitmotivation und macht aus so einer profanen Sache wie Gehen ein unterhaltsames Spiel.
Spiel schätzt Fitness ein und erstellt Trainingsplan
Motivierend – wenn auch auf eine nicht ganz so charmante Art – sind auch die Selbstvermessungs-Fähigkeiten in "Wii Fit U". Beim Anlegen seines Profils wird nämlich jeder Spieler zunächst einmal genau unter die Lupe genommen. Da werden Alter, Geschlecht und Größe eingegeben, anschließend stellt sich der Spieler auf das Balance Board und wird gewogen und auf seine Balancierfähigkeit hin getestet.
Aus den gewonnenen Daten errechnet das Game, wie fit der Spieler ist und wie es um den BMI des Spielers steht. Der wird auch gleich auf einer Skala von "untergewichtig" bis "fettleibig" eingeordnet. Selbst auf den Ingame-Avatar des Spielers werden die Daten übertragen. Bei einem höheren BMI hält Nintendo dem Spieler ein kugelrundes Alter Ego vor Augen, bei einem niedrigen ein Strichmännlein.
Gleich nach der Einrichtung des Games dürfen zudem Ziele festgelegt werden, die man mit dem Spiel erreichen will. So lässt sich beispielsweise einstellen, man würde gerne binnen vier Wochen zehn Kilo abnehmen. Sind die Ziele zu ambitioniert, warnt das Spiel, dass sie vermutlich nicht erreicht werden können. Realistische Ziele begleitet es durch Trainingsvorschläge, Gewichtsdiagramme und sogar Vorher-nachher-Aufnahmen mit der ins Gamepad integrierten Kamera.
Zweckmäßige Comic-Grafik, solide Steuerung
Die Aufmachung von "Wii Fit U" erinnert an den Vorgänger für die Wii. Nintendo setzt optisch abermals auf einen Comic-Look, der dank Full-HD-Auflösung schön scharf, aber gerade bei den Texturen eher detailarm ist. Zwar bietet das Game bei den Levels und Hintergründen für die Übungen genug optische Abwechslung, ein Feuerwerk der Effekte gibt's aber nicht. Das stellt das Spiel in den Mittelpunkt, wird Grafikfetischisten aber ein wenig enttäuschen.
Gut gelöst sind Interface und Steuerung des Games. Übungen und Minigames werden am Gamepad-Touchscreen ausgewählt, was auch Menschen intuitiv gelingt, die eigentlich keine Spieler sind. Und die weitere Steuerung der Spiele über Balance Board und Gamepad klappt ebenfalls problemlos, zumal es am Beginn stets eine kurze Einführung gibt, um Anfängern die Grundmechanik eines Spiels zu erklären. Die Präzision der Steuerung reicht üblicherweise aus, wenngleich wir beim Testen hin und wieder Ungenauigkeiten beim Balance Board entdeckten.
Eingängiger Sound, soziales Trainieren
Beim Sound setzt Nintendo auf eingängige und unaufdringliche Melodien. Böse Zungen würden vielleicht von Fahrstuhlmusik sprechen, wir fanden die musikalische Untermalung beim Testen aber durchaus angenehm. Besser als Popmusik, die man womöglich eh nicht mag. Bei Tanzübungen geht's dann mitunter auch mal etwas flotter zur Sache, aktuelle Techno-Beats oder dergleichen sollte man sich aber nicht erwarten. Stattdessen gibt's Flamenco und Salsa.
Um sich mit Freunden zu messen, unterstützt "Wii Fit U" Nintendos soziales Spielernetzwerk Miiverse. Darüber lassen sich die sportlichen Leistungen mit Freunden teilen, denen das wiederum als Anreiz dienen kann, die gepostete Leistung zu übertrumpfen. Sportliche Erfolge können je nach Wunsch mit allen Freunden geteilt werden, alternativ lassen sich im Miiverse auch Trainingsgruppen erstellen, in denen man unter sich ist.
"Wii Fit U" wird von Nintendo aktuell über den eShop in einer kostenlosen Testversion angeboten, die einen Monat lang funktioniert. Wer bereits ein Balance Board hat, kann ohne Weiteres reinschnuppern, ausprobieren darf man das Spiel aber auch ohne das Zubehörteil. Die Testversion wird zu einer dauerhaft aktivierten Version, wenn man ein "Fit Meter" kauft. Wer neu in "Wii Fit U" einsteigt, findet im Handel auch entsprechende Bundles mit dem Game und der nötigen Peripherie.
Fazit: Ob "Wii Fit U" tatsächlich fit macht, hängt letztlich vor allem davon ab, ob man es auch regelmäßig spielt. Wer nur hin und wieder ein paar Übungen macht, wird vermutlich keinen Effekt bemerken. Wer hingegen täglich ein Stündchen vor dem TV-Gerät sportelt, könnte wirklich fitter werden. Nintendo jedenfalls hat in "Wii Fit U" alles getan, um Spielern ein regelmäßiges Training schmackhaft zu machen. Das Game bietet Übungen für jeden Gusto und Fitnessgrad, motiviert sowohl direkt vor dem TV-Gerät als auch unterwegs mit dem Fit Meter und zeigt insgesamt wenige Schwächen. Nur die zweckmäßige Optik und gelegentliche Ungenauigkeiten in der Steuerung trüben das Vergnügen in diesem ansonsten gut gemachten und unterhaltsamen Fitness-Game.
Plattform: Wii U
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 8/10
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