Schließungen drohen

Alarm aus den Regionen wegen Notarztstützpunkten

Niederösterreich
29.07.2025 18:00

Massiven Wirbel verursachte die von der „Krone“ geleakte Karte zu den geplanten Schließungen von Notarztstützpunkten in Niederösterreich. Ex-Minister, Rotes Kreuz und andere kritisieren die Pläne scharf. Der Plan sei bereits beschlossen, sie müsse diesen umsetzen, heißt es aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin.

Notrufe aus vielen Regionen Niederösterreichs gibt es nach den in der „Krone“ veröffentlichten Plänen zu den Schließungen von elf der 32 Notarztstützpunkte im weiten Land. Karl Schlögl, Ex-Innenminister und SPÖ-Altbürgermeister von Purkersdorf, erinnert sich noch an 1996, wo er mit Landesrat Ewald Wagner die Initiative zur Installation des Purkersdorfer Notarztwagens durchgesetzt hat.

„Regional völliger Schwachsinn“
Mit der geplanten Schließung lässt Schlögl, wie auch viele andere, kein gutes Haar am Expertengremium, das den Gesundheitspakt erarbeitet hat. Und auch nicht an den Landespolitikern, die diesen beschlossen haben. „Warum redet man nicht vorher mit Wien? Vielleicht wären die sogar froh, wenn Purkersdorf zum Beispiel Hütteldorf und Hadersdorf mitversorgen kann“, fragt Schlögl und sieht viel bessere Lösungen als die Schließung. „Und wenn das doch nicht geht – warum wird dann gerade Purkersdorf geschlossen und Neulengbach bleibt offen? Das ist aus regionaler Sicht ein völliger Schwachsinn, womit der Notarzt dann an viele Orte deutlich länger als 20 Minuten brauchen wird“, kritisiert er.

Busse nach St. Pölten
Stadtrat Josef Baum von der gleichnamigen Purkersdorfer Bürgerliste ruft indes die Betroffenen aller elf Notarztstellen dazu auf, sich nicht spalten zu lassen und zu einer Kundgebung vor der nächsten Landtagssitzung nach St. Pölten zu fahren. Die Liste Baum sei dafür sogar bereit, mehrere Busse zu finanzieren.

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Wir sind so stolz auf unser grenzüberschreitendes Gesundheitswesen und haben es aber bisher nicht einmal geschafft, mit Wien zu sprechen, ob der Notarztstützpunkt Purkersdorf etwa Hadersdorf und Hütteldorf mitversorgen kann. Vor einem solchen Kahlschlag muss man doch Alternativen prüfen!

Ex-Minister und Purkersdorfs Altbürgermeister Karl Schlögl

Offener Brief an führende Landespolitiker
Vom Roten Kreuz gibt es an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Stellvertreter Udo Landbauer sowie die Landesräte Ludwig Schleritzko und Eva Prischl einen offenen Brief aus den Regionen sieben betroffener Notarztstützpunkte. Der Tenor: Die Neuauslegung der Notfallversorgung sei aus vielerlei Hinsicht eine eklatante Verschlechterung in den Regionen (siehe Faksimile unten). Man hoffe auf ein Umdenken, andernfalls „werden vermeidbare Todesfälle zu betrauern sein“.

Gesundheitspakt-Beschluss ist umzusetzen
Aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Prischl wird eindringlich betont, dass sie den bereits beschlossenen Gesundheitspakt umzusetzen habe. Das beinhalte auch die Neustrukturierung der Notarztstützpunkte und die damit verbundene Erfüllung neuer Aufgaben wie die Übernahme der notärztlichen Versorgung durch die Landesgesundheitsagentur (LGA) und die Situierung an den Klinikstandorten.

Auszüge aus dem offenen Brief behandeln die Ausbildung von Notfallsanitätern.
Auszüge aus dem offenen Brief behandeln die Ausbildung von Notfallsanitätern.(Bild: Faximile)
Laut den Verfassern dürfen Notfallsanitäter auch unter Anweisung von Telenotärzten viele ...
Laut den Verfassern dürfen Notfallsanitäter auch unter Anweisung von Telenotärzten viele Handlungen nicht setzen.(Bild: Faximile)
Die ausgeweitete Flugrettung geht laut dem Schreiben noch viel zu kurz und ist viel zu teuer.
Die ausgeweitete Flugrettung geht laut dem Schreiben noch viel zu kurz und ist viel zu teuer.(Bild: Faximile)
Führenden Landespolitiker werden mit „vermeidbaren Todesfällen“ konfrontiert.
Führenden Landespolitiker werden mit „vermeidbaren Todesfällen“ konfrontiert.(Bild: Faximile)

Kompletter Umbau von Strukturen
Im neu aufgestellten Notarztwesen sollen alternativ dazu viele Dinge umgesetzt werden. So soll es künftig mehr als 80 mit Notfallsanitätern besetzte Standorte geben. Laut Kritik im offenen Brief dürften diese aber nicht einmal weiterführende Notfallmedikamente trotz Anleitung durch den Telenotarzt verabreichen.

Auch mehr „Acute Community Nurses“ sollen installiert werden. Während diese für Kritiker nur ein „billiger Ersatz für den Arzt“ sind, betont man bei Notruf 144 immer wieder, dass bei vielen Einsätzen die seltene und teure Notarztkraft nicht nötig sei. Durch gutes und richtiges Abfragen beim Einsatz könne dies heute bereits sehr gut eingeschätzt werden. Die Angst, die bleibt: Was ist, wenn man doch den Notarzt benötigt, der aber weit weg ist und lange braucht?

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