Geschäft mit Briefen

Post sattelt um: Weniger Filialen, mehr Partner

Steiermark
30.07.2025 06:30

In den vergangenen zehn Jahren musste rund ein Drittel der steirischen Postämter schließen. Stattdessen gibt es vielerorts aber Post-Partner. Die „Krone“ hat nachgefragt, wann eine Filiale schließen darf und was sich dann für Kunden und Mitarbeiter ändert.

„Da geht die Post ab“, leider aber immer öfter im wahrsten Sinne des Wortes. Denn viele steirische Postämter verschwinden von der Bildfläche und werden durch sogenannte Post-Partner ersetzt. Im Jahr 2015 gab es in der Steiermark noch 75 Postfilialen und 231 Post-Partner, zehn Jahre später belaufen sich diese Zahlen auf 47 und 240. Während die Anzahl der Post-Partner über die Jahre relativ konstant blieb, wurden rund 37,3 Prozent – also mehr als ein Drittel – der steirischen Postämter geschlossen.

„Unsere Filialen unterliegen einer permanenten Evaluierung bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit. Die sinkenden Briefmengen, der schrumpfende Werbemarkt und die geringen Margen bei den Paketen führen dazu, dass immer weniger Filialen wirtschaftlich geführt werden können“, erklärt Michael Homola, Sprecher der Österreichischen Post AG.

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Die Schließung einer Filiale und Installation eines Post-Partners bedeutet zwar eine Umgewöhnung für die Kunden, die Leistungen bleiben aber trotzdem dieselben. 

Michael Homola, Sprecher der Österreichischen Post AG

Die Statistik zeigt: Das Briefvolumen verringerte sich im vergangenen Jahrzehnt von mehr als 800 Millionen Briefen jährlich auf 500 Millionen. 

Zwei Jahre unter Beobachtung
Die Schließung einer Filiale geht aber nicht von heute auf morgen: „Wenn eine Filiale mehr als zwei Jahre lang rote Zahlen schreibt und keine Besserung in Sicht ist, dürfen wir sie gemäß Postmarktgesetz bei der unabhängigen Regulierungsbehörde, der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, einmelden. Die Behörde hat dann drei Monate Zeit, um die Filiale anhand wirtschaftlicher und geografischer Kriterien eingehend zu prüfen“, stellt Homola klar. Selbst wenn die Filiale laut den Behörden anschließend ersatzlos gestrichen werden dürfte, möchte die Post in den meisten Fällen dennoch weiterhin in Form eines Post-Partners präsent bleiben.

Bei der Umstellung von einer eigenen Filiale auf eine Kooperation mit einem Betrieb verändert sich für die Kunden eigentlich nichts: „Es ist zwar immer eine Umgewöhnung, weil man Briefe oder Pakete dann woanders abholen muss, aber die Leistungen bleiben dieselben. Und auch die Mitarbeiter der Filialen behalten wir. Entweder werden sie an einen anderen Standort versetzt, oder sie bekommen einen Springerposten, der beispielsweise Urlaubsvertretungen übernimmt“, sagt Homola.

Der erste Post-Partner in Österreich wurde übrigens bereits im Jahr 2001 in Stein an der Enns im Bezirk Liezen eröffnet.

Schulung, Ausstattung und Trainer
Die Hürden am Weg zum Post-Partner

Für die Kunden verändert sich durch die Umstellung auf einen Post-Partner zwar nicht viel, die Sorge der betroffenen Gemeinden ist bei der Schließung einer Filiale aber dennoch meist groß. Die Suche nach einem geeigneten Post-Partner gestaltet sich nämlich oft schwieriger als gedacht.

So etwa auch gerade in der Gemeinde Raaba-Grambach, wo Bürgermeister Karl Mayrhold (SPÖ) auf der Suche nach einem passenden Betrieb ist. „Unsere Postfiliale wird geschlossen, weil sie ein zu großes Minus für die Post AG einfährt. Wir finden zwar bestimmt einen Post-Partner, aber das ist noch ein Prozess“, sagt Mayrhold. Derzeit sei die Gemeinde mit drei örtlichen Unternehmen im Gespräch.

Kornelia Feichter wäre bereit, ein Post-Partner zu werden.
Kornelia Feichter wäre bereit, ein Post-Partner zu werden.(Bild: Jauschowetz Christian)

Die Hürden bis zum Start der Kooperation können für den Partner-Betrieb mitunter aber groß sein. Kornelia Feichter, Chefin des Unimarkts in Raaba-Grambach, erklärt: „Ich würde gerne die Stelle des Post-Partners besetzen, aber die Personalkosten für meine Mitarbeiter, die ich zwei Tage lang zu einer Schulung schicken müsste, müsste ich selbst tragen.“ 

Neben den Schulungskosten trägt die Post die Kosten für Einrichtung und Ausstattung des Partnerbetriebs. Anschließend wird zudem ein Trainer finanziert, der zehn Tage beim Partner „training on the job“ vornimmt. Die Personalkosten während der Freistellung für die Schulungstage muss jedoch der Partnerbetrieb selbst tragen.

In Raaba-Grambach versuchen die Gemeinde, die Post und Feichter im Moment, eine Lösung für das Problem zu finden. „16 Stunden pro Mitarbeiter sind eine Menge Geld. Ich verstehe nicht so ganz, warum ich das bezahlen muss, wenn ich doch etwas für die Post mache“, sagt die Unimarkt-Chefin.

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